Isolation Berlin – „Und Aus Den Wolken Tropft Die Zeit“ (Album der Woche)

Von ByteFM Redaktion, 15. Februar 2016

Bild des Albumcovers von

Isolation Berlin – „Und Aus Den Wolken Tropft Die Zeit“ (Staatsakt)

Die 80er sind vorbei, die 90er sind vorbei, die 2000er-Euphorie auch – trotzdem schreibt sich eine Band das Wort „Berlin“ in den Namen. Und koppelt es dann noch mit „Isolation“, hochgezogenen Mauern. Kann das zeitgemäß sein? Sitzen hier ein paar Typen der Nostalgie des aufregenden West-Berlins vergangener Jahrzehnte auf und mühen sich an dem Sound von damals ab? Nein, Isolation Berlin fallen eher in die Kategorie von Jungs, die Gitarrenpop spielen. In der Richtung kann man schnell auf lauwarme, uninspirierte Pfade fallen. Nicht mit Isolation Berlin – die ziehen in ihren Bann zwischen Schwermut und Gefühlswahn.

So dahingerotzt wie die Band über geplatzte Illusionen singt, könnte man meinen, die Mitglieder haben als Kinder statt traditioneller Schlaflieder Songs von den Lassie Singers und Die Regierung gehört. Bei der Nonchalance, mit der hier Schwärmereien in Lieder verpackt werden, muss man sich glatt an die Lovesongs von Manfred Krug erinnern. Sänger Tobias Bamborschke singt oft mit schwerer Zunge, verschluckt hier und da was, haut die Wörter langsam raus über gar nicht müde Gitarren. So tropft die Großstadtpoesie Stück für Stück ins Ohr, malt Szenen von Melancholie in Häuserecken und Bildern der Verflossenen an der Dartscheibe.

Auf „Und Aus Den Wolken Tropft Die Zeit“ beobachtet die Band aus der Hauptstadt ihre Stadt abwechselnd in Zeitlupe und rasantem Tempo, geht an ihr unter und zieht sich wieder rauf. Das tut sie in bittersüßen Balladen wie „Schlachtensee“, in aufs Herz drückenden Trinker- und Seemannsliedern wie „Der Garten Deiner Seele“ und „Herz Aus Stein“, in draufgängerischen, holprigen Songs wie „Wahn“. Isolation Berlin haben ihre eigene Palette von Gitarrenmusik, sie wechseln ganz lässig zwischen Chanson, Rock ’n’ Roll und Funk, und klingen dabei immer nach sich selbst.

Das mag nicht zuletzt an den Texten liegen, die das Auf und Ab der Emotionen in einleuchtenden Momentaufnahmen verpacken, sich der nicht so leichten deutschen Sprache ganz hervorragend annehmen. Mehr davon!

Veröffentlichung: 19. Februar 2016
Label: Staatsakt

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