Mourning [A] BLKstar – „Ancient//Future“ (Rezension)

Von Marius Magaard, 23. Juli 2024

Cover des Albums „Ancient//Future“ von Mourning [A] BLKstar

Mourning [A] BLKstar – „Ancient//Future“ (Don Giovanni)

8,4

Mourning [A] BLKstar tragen die Trauer schon im Namen, un diesem macht das US-amerikanische Kollektiv wahrlich alle Ehre. 2020 erschienen sie mit ihrem Durchbruchsalbum „The Cycle“ auf der internationalen Bildfläche. Ähnlich wie ihre britischen Kolleg*innen Sault kombinieren sie verschiedene Sounds der afrikanischen Diaspora zu einer emotional und inhaltlich komplexen Mischung aus Soul, HipHop, R&B und Jazz. In der sowohl Raum für politische Wut als auch für kollektives Trauern ist. Auf ihrem neuen Album „Ancient//Future“ spielen sie nun sieben Songs vom Ende der Welt, dem Verlust der Würde und vom Widerstand.

Doch wer bei „Trauermusik“ nun wehleidige und melancholische Klänge im Ohr hat, denkt „Trauermusik“ hier ausschließlich als westeuropäisches Konzept. Vergleicht man beispielsweise einen grabesschweren Trauermarsch von Frédéric Chopin mit dem lebendigen Klang einer New Orleans Jazz Funeral, wird dies klar. Mourning [A] BLKstar kommen zwar nicht aus Louisiana, sondern aus Cleveland, Ohio, entsprechen aber dennoch diesem Geist. So eröffnet „Literary Witches“ dieses schmerzerfüllte Album mit donnerndem Psych-Rock. Mit kreischenden Blechbläsern, furiosen Trommelwirbeln und hektischen Call-And-Response-Gesängen. „Beating heart against my breasts / A vest I can’t part for bleeding out so“, rufen sich die Sänger*innen LaToya Kent und James Longs zu. Eine Jazz-Beisetzung für unseren sterbenden, „im Krieg mit sich selbst stehendem“ Planeten.

Trauer, Trotz, Triumph

Das abschließende Mantra, „I refuse to dig holes till I lie still“, ist eines des Widerstands. Und im Widerstand geht es auf „Ancient//Future“ weiter, mit „Along The Red Rim, The Sun Shines“, das mit an Algiers erinnerndem Gospel-Post-Punk beginnt und mit schwerem Doom-Soul endet, während Longs die „motherfuckers in charge“ anprangert. Auch in „Her Song“ rechnet Kent mit frauenhassenden Republikaner*innen und der Doppelmoral einiger Demokrat*innen ab: „This cultures doubles as rape / At the bottom of a liberal debate.“ Die Geige von Gastmusikerin Caitlin Edwards unterstreicht den Schmerz, der die Grundlage dieser Wut bildet. Am Ende des Songs bleibt neben Leid aber auch ein erhabener Stolz zurück. „We are the light / Black beyond atoms“, wiederholt Kent immer wieder, umarmt von Trompeten und Posaunen.

In diesem widerständigen Stolz endet auch das Album, mit „Junee“. Im ausgedehnten Soul-Balladen-Feeling ziehen Mourning [A] BLKstar alle musikalischen Register: Gitarre, Trompete und Posaune solieren, während Kent und Longs ihre Stimmen in die Höhe schießen lassen. So schließt „Ancient//Future“ nicht mit Trauer, nicht in Niedergeschlagenheit oder Akzeptanz. Mourning [A] BLKstar zeigen all diese komplexen Emotionen und bündeln sie zu etwas Neuem: zum trotzigen Triumph!

Veröffentlichung: 19. Juli 2024
Label: Don Giovanni

Bild mit Text: Förderverein „Freunde von ByteFM“

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