Various Artists – „Future Sounds Of Kraut Vol. III“ (Rezension)

Von Dirk Domin, 11. Dezember 2024

Cover des Albums „Future Sounds Of Kraut Vol. III“ von Various Artists

Various Artists – „Future Sounds Of Kraut Vol. III“ (Compost Records)

8,1

Kriege, Krisen, Gewalt, Wahnsinn. Beim Blick in die Timeline oder die Nachrichten wird schnell klar: Zu lachen gibt es im Moment nicht viel. Was ist deshalb umso wichtiger: Lachen! Auftritt: „Future Sounds Of Kraut“ – eine Compilation, die 14 Stücke enthält, bei denen viel gelacht und auch ein bisschen geweint werden muss, weil es so lustig und traurig zugleich ist.

Zusammengestellt wurde diese Compilation von Rainer Buchmüller alias Fred und Luna, Protagonist der deutschen Neo-Kraut-Szene, der im Januar dieses Jahres nach langer, schwerer Krankheit gestorben war. Nur wenige Tage nach seinem Tod erschien mit „Future Sounds Of Kraut Vol. II“ der zweite Teil seiner Zusammenstellung zeitgenössischer (Neo-)Kraut-Acts. Noch bevor das Jahr zu Ende ist, schiebt das Münchner Label Compost nun den dritten Teil hinterher, den Buchmüller noch vor seinem Tod fertiggestellt hatte.

Schmale Handtücher und frisches Pils

Den ersten großen Lacher gibt es im dritten Stück – „Zum schmalen Handtuch“ von Niklas Wandt, bei dem aus dem Nichts die fast gehauchte Zeile „Ein frisches Pils ist alles, was ich will“ auftaucht. Besonders auffällig hier: das Schlagzeug. Wie in so vielen anderen Stücken auch.

Wie auch schon im zweiten Teil ist auch der dritte ein wunderbarer Spagat zwischen Oldschool und Newschool, mit vielen Zitaten, mit einigen Momenten, in denen man denkt, ob nicht vielleicht doch Jaki Liebezeit von Can vom Himmel aus hinter dem Drumset gesessen hat. Auch die Synthesizer, die vielfach oldschool klingen und ganz bewusst beweisen (wie zum Beispiel beim Stück von Harmonious Thelonious), dass ganz viel Respekt gegenüber den Gründern dieses „Kraut“ besteht. Und was war damals wie heute das Spannende an diesem Kraut(-rock)? Das Überraschende! Und zu überraschen, schafft auch die Zusammenstellung. Zum Beispiel, wenn Philipp Johann Thimm von der Muse geküsst wird (oder eben doch nicht?!) und es klingt wie ein Spagat zwischen Düsseldorf und der Sahara.

Salvage Art stellt in seinem Beitrag eine wichtige Frage: „Wer macht die Arbeit?“ Diese verpackt er in seinem gleichnamigen Stück in eine wunderbare 80er-Jahre-Synthesizer-Attitüde. Bei den „Nuancen“, den „Nuances“ von Puma & The Dolphin, ein bisschen crazy und auch verzerrt, ist man gedanklich ebenfalls sofort in den 80ern, in einer Disco auf der Tanzfläche. Vielleicht wäre das Studio 54 so in Düsseldorf gewesen?

Das letzte Stück dieses großartigen Samplers ist dann „Austerlitz“ von Die Wilde Jagd, dem Projekt des Berliner Musikers Sebastian Lee Philipp – ein wirklich wilder Ritt zwischen Kraut, Techno und als wichtigstes Instrument eine wie auch immer und wodurch auch immer im Sound veränderte Blockflöte. Wunderbar!

Veröffentlichung: 6. Dezember 2024
Label: Compost Records

 

Bild mit Text: Förderverein „Freunde von ByteFM“

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