Erregung Öffentlicher Erregung machen sich Gedanken über ideal lineare Elastizität (Foto: Rosanna Graf)
„Ideal linear elastisch“, eröffnet Anja Kasten die neue Single ihrer Band Erregung Öffentlicher Erregung. Im Gegensatz zum rhythmischen Begleitautomaten-Loop und dem überhaupt eher recht straighten Post-Punk-Beat des Songs klingen diese Worte etwas kryptisch, gar verworren und psychedelisch. Oder, im Gegenteil, nach einem Uneingeweihten noch immer kryptisch erscheinenden Fachvokabular aus den harten Wissenschaften. So gibt es in der Physik das „ideal linear elastische Werkstoffgesetz“. Nun muss man nicht allzu weit ins Technische einsteigen, um die Musik der Hamburg-Berliner Band zu verstehen. Denn Verstiegenheit kann man dem Sextett nicht zum Vorwurf machen. Doch Kasten klaubt eben Wörter und Worte zusammen, wo sie ihr klaubenswert erscheinen. Wörter und Worte, die in einem unerwarteten Kontext neue Verbindungen erkennen lassen.
Von Verbindungen handelt der Song im Übrigen praktischerweise auch noch. Von Glasfaserverbindungen zum Beispiel, die zwar stabil sind, aber ihre ideal lineare Elastizität eben auch nur bis zum Bruch behalten. Es geht um lineare und nicht-lineare Kommunikation in Beziehungen, deren Mittel eben nur begrenzt belastbar sind. Zudem ist die Wortfolge unabhängig von ihrer Bedeutung seltsam eingängig. Musikalisch kommuniziert die Band zugleich mit digitalen und analogen Mitteln und erinnert damit etwas an die kurze Phase Ende der 70er, als Punks Synthesizer entdeckten. Zur klanglichen Ausgestaltung arbeiteten Erregung Öffentlicher Erregung mit dem Produzenten Olaf Opal (The Notwist, The Düsseldorf Düsterboys). Unser Track des Tages ist die erste neue Single der Gruppe seit ihrem 2023er Album „Speisekammer des Weltendes“.
Die Single „Elastisch“ von Erregung Öffentlicher Erregung ist auf dem Label Schlappvogel erschienen. Heute ist der Song unser Track des Tages. Hört und seht ihn Euch hier an: