Vierundzwanzig Sieben 17.02.2014
Ausgabe vom 17.02.2014:
Hate Crime in Florida? „Ich hasse diese Gangstermusik.“ Philip Seymour Hofmann verdrängt Drake vom Cover des Rolling Stone. "I doubt a non hip hop act would get passed over", erklärt ?uestlove. „Ahmir Thompson, besser bekannt als ?uestlove, ist nicht nur Drummer und heimlicher Kopf der HipHop-Band The Roots, sondern auch Autor von kenntnisreichen und äußerst unterhaltsam zu lesenden Memoiren“, erklärt die taz. Dort wird auch an Stuart Hall erinnert: „Gründungsfigur der Neuen Linken, Akademiker am Centre for Contemporary Cultural Studies (CCCS) in Birmingham, öffentlicher Intellektueller. „Hall war einer der wenigen Schwarzen im Fernsehen, die nicht singen, tanzten oder davonliefen“, erinnert sich der Regisseur John Akomfrah, der einen Essayfilm über Hall gedreht hat. „Für uns war er ein Rockstar, eine Popikone mit Grips.“ Hall selbst beschrieb seine Rolle in der britischen Gesellschaft anders: „Ich konnte kein Karibe sein und ich konnte kein Engländer sein.“ Diesem Dazwischensein gab er einen Namen: Hybridität. Hall bestand immer darauf, diese Hybridität als vollwertige Existenz anzuerkennen, weil eine Rückkehr zu einem „Ursprung“ unmöglich ist – egal ob diese Rückkehr vom Rastafarianismus oder von der National Front gepredigt wurde.“ Wie Stuart Hall war auch Peter Gente kein Musiker und dennoch für nicht wenige „eine Popikone mit Grips.“ Der Mitgründer des Berliner Merve-Verlags starb in der vergangenen Woche im Alter von 77 Jahren. Sabine Vogel in der Berliner Zeitung: „Beim „Reclam der Postmoderne“ entstanden in den 28 folgenden Jahren rund 300 Titel in preiswerten weißen Bändchen im Din-A4-Format, die alle immer lieferbar blieben. Einer der ersten Merve-Klassiker war „Rhizom“ von Gilles Deleuze und Felix Guattari. Es ist mit 15000 verkauften Exemplaren das erfolgreichste des Verlags. Rhizom, das in alle Richtungen wuchernde Wurzelgeflecht ohne Zentrum und Hierarchie, wurde zum Motto für Verlagsprogramm und Leben. Das unzertrennliche Verlegerpaar war fast jede Nacht unterwegs, im Dschungel, SO36, Hebbeltheater, in Ausstellungen, aus Freundschaften mit Blixa Bargeld, Tödliche Doris oder Kippenberger wurden Bücher. Jeder Merve-Titel klingt rätselhaft und poetisch: Licht der Kriege, Schrift der Wüste, Kunst des Handelns, Transparenz des Bösen, Postheroisches Management, Agonie des Realen, Kool Killer, Aufstand der Zeichen... Die monochromen Rauten auf den weißen Buchumschlägen erinnern aufgeklappt an Schmetterlinge. Die Merve-Titel haben Flügel bekommen. Sie sind dem akademischen „Netz der Systeme“ entfleucht, haben sich über „Mille Plateaux“ („Tausend Ebenen“, Deleuze/Guattari) ausgebreitet und bleibend in unserem kulturellen Sprachschatz eingenistet.“ In 24/7 erklärt Wolfgang Müller die "Genialen Dilletanten", eines der erfolgreichsten Merve-Bücher. „Wie Indierocksingles“ habe man die Merve-Bände lesen können, so zitiert Die Zeit Diedrich Diederichsen. Der ist für sein im März erscheinendes, nicht wie eine Indierocksingle zu lesendes Buch „Über Pop-Musik“ nominiert für den Preis der Leipziger Buchmesse 2014"
Begründung der Jury:"Pop-Art, Pop-Musik: Pop galt bislang als ästhetische Unterkategorie. Nun nicht mehr. Mit hohem intellektuellen Einsatz und stupenden Detailwissen stellt Diederichsen Pop als Phänomen sui generis dar."
Schon gewonnen hat der Hamburger Audioartist Felix Kubin, und zwar den Deutscher Hörbuchpreis 2014 in der Kategorie »Bestes Hörspiel« für „Orphée Mécanique“. Im richtigen Leben druckt das Zentralorgan des gesunden Volksempfindens in Deutschland auf einer Dreiviertelseite ein Interview mit den Böhsen Onkelz, die demnächst ihr Comeback feiern. „Ein Experte zu BILD: `Die Band mag sich vom Rechtsextremismus distanziert haben. Ihr Publikum hat das in weiten Teilen sicher nicht getan. Die rechtsextreme Szene lebt von der Musik, die sie hört. Dazu gehören auch Lieder der Böhsen Onkelz.´“
„Du hast nie gelernt dich arti-zu-kulieren.“
Begründung der Jury:"Pop-Art, Pop-Musik: Pop galt bislang als ästhetische Unterkategorie. Nun nicht mehr. Mit hohem intellektuellen Einsatz und stupenden Detailwissen stellt Diederichsen Pop als Phänomen sui generis dar."
Schon gewonnen hat der Hamburger Audioartist Felix Kubin, und zwar den Deutscher Hörbuchpreis 2014 in der Kategorie »Bestes Hörspiel« für „Orphée Mécanique“. Im richtigen Leben druckt das Zentralorgan des gesunden Volksempfindens in Deutschland auf einer Dreiviertelseite ein Interview mit den Böhsen Onkelz, die demnächst ihr Comeback feiern. „Ein Experte zu BILD: `Die Band mag sich vom Rechtsextremismus distanziert haben. Ihr Publikum hat das in weiten Teilen sicher nicht getan. Die rechtsextreme Szene lebt von der Musik, die sie hört. Dazu gehören auch Lieder der Böhsen Onkelz.´“
„Du hast nie gelernt dich arti-zu-kulieren.“
Weitere Ausgaben von Vierundzwanzig Sieben
Playlist
1. |
Marteria / Zum Glück In Die Zukunft II Zum Glück In Die Zukunft II / Sony |
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2. |
De La Soul / Eye Know Three Feet High And Rising / Tommy Boy |
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3. |
KRS-One / Sound Of Da Police Return Of The Boom Bap / Zomba |
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4. |
Drake / Take Care Take Care / Universal |
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5. |
The Roots / The Seed The Seed / MCA |
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6. |
Prince / Dinner with Dolores Chaos and disorder / WB |
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7. |
Tabby Cat Kelly / Don´t Call Us Immigrants Don´t Call Us Immigrants / Pressure Sounds |
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8. |
Die Tödliche Doris / 7 Tödliche Unfälle Im Haushalt Verschwende Deine Jugend / Atatak |
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9. |
Frank Bretschneider / Clicks & Cuts Clicks & Cuts / Mille Plateaux |
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10. |
DJ Sprinkles / Ball´r (Madonna Free Zone) Midtown 120 Blues / Mule Musiq |
… |
11. |
Felix Kubin / Der Kaiser Ist Gestorben Zemsta Plutona / ZickZack |
… |
12. |
Die Ärzte / Schrei Nach Liebe Bestie In Menschengestalt / Metronome |
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