Sendungen

Vierundzwanzig Sieben Notizen aus dem Hinterwald, Neues aus der Bananenrepublik oder: Gegenwartskunde mit Zitronen.

Ausgabe vom 13.01.2014: Notizen aus dem Hinterwald, Neues aus der Bananenrepublik oder: Gegenwartskunde mit Zitronen.

Frage: Gibt es einen Besitzanspruch auf schwarze Musik?
Amiri Baraka: Bix Beiderbecke, Paul Whiteman, benny Goodman – wir haben ihnen nicht verboten, Jazz zu spielen. Wir haben kein Besitzverhältnis zur Musik. Es war immer offen, alle Kulturen leihen voneinander. Aber mich wundert die Tatsache, dass die Beatles Cadillac fahren, während die Leute, von denen sie ihre Ideen und Inspirationen hatten, weiterhin Fahrstuhlführer sind.“
(aus: Christian Broecking, Respekt – Die Geschichte der Fire Music, Verbrecher Verlag)

Der Freitag: Stimmt es, dass friedlichere Demonstranten in der Anti-Gentrifizierungs-Szene von manchen als „Peaceniks“ verhöhnt werden?
Ted Gaier: Ja, das gibt es. Wir vom Ballett haben deshalb bei den Demos absichtlich so ganz bunte, weite Puttärmel getragen, im Stile einer Salsa-Band – um uns gleich selbst als Peaceniks zu kennzeichnen, wenn wir eh schon so genannt werden, in Teilen des autonomen Umfelds. Ganz im Ernst: Man kann nicht den Budnikowski [Anm.d.Red.: einen Drogeriemarkt] einschlagen, schon gar nicht wenn da Leute drin sind. Was mich wundert ist, dass diese ganze militaristische „Marzialik“ nicht längst mal feministisch diskutiert wird. Der Frauenanteil bei den Leuten neulich schien mir in etwa der zu sein wie bei Dax-Konzernen.

Georg Diez auf SPON: Jasper von Altenbockum heißt der Autor, das klingt schon nach Manufaktum-Journalismus - und so schreibt der Innenpolitik-Chef der Zeitung dann auch: Er fühlt sich von der "Hitzlsperger-Show" bedroht, bedrängt, beleidigt, Sossenheim sei nicht Sotschi, das war seine Botschaft, diese ganze Diskussion sei "ein Schlag ins Gesicht" für die "große Mehrheit der Deutschen", sei eine "Diskriminierung", wenn man etwa Menschen, die glauben, dass Homosexualität zu Selbstmord oder Alkoholismus führt, gleich Homophobie unterstelle.
Das sind ein paar der Ausfälligkeiten aus der Petition des Realschullehrers Gabriel Stängle gegen die Pläne der grün-roten Regierung in Baden-Württemberg, die "Akzeptanz sexueller Vielfalt" an den Schulen zu fördern. 70.000 Unterschriften hat er schon beisammen, und die "FAZ" assistiert: Die "Schwulen-und-Lesben-Lobby" müsse Toleranz lernen und auf die Rechte und Gefühle der Mehrheit achten, denn "nicht alles, was da gefordert wird, muss schon deshalb richtig sein, weil es um Schwule und Lesben geht".
Das ist nun eine ganz andere Fankurve als die, von der Maybrit Illner in ihrer Sendung sprach. Das sind auch nicht die "sozialen Brennpunkte", wo die "Süddeutsche Zeitung" Schwulenfeindlichkeit vermutet - wie natürlich auch in den "Sportvereinen, Motorradclubs, Whiskey-Verkostungen, den letzten Domänen also, die Männern noch bleiben". Das ist das Aufwallen einer fast physisch spürbaren Angst davor, irgendwie unsittlich berührt zu werden, das ist Panik und bürgerlich-konservative Paranoia. "Es sollte nicht so weit kommen, dass Mut dazu gehört zu sagen", schreibt Altenbockum: "Ich bin heterosexuell, und das ist gut so."

Landrat Matthias Wilkes: Brief an die Chefredaktion Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 02. Januar 2014
Artikel “Dieses Stück Germany” von Antonia Baum aus der FAS (Feuilleton) vom 29.12.2013
“Sehr geehrter Herr Seidl,
mit großem Entsetzen habe ich den Artikel “Dieses Stück Germany” der Redakteurin Antonia Baum aus der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung vom 29.12.2013 gelesen.
Nachdem dieser Bericht in unserem Kreis für große Aufregung und Empörung bei den Bürgern, Pressejournalisten, Bürgermeistern und auch bei mir sorgt, sehe ich mich als Landrat der besagten Kommunen zwischen “Birkenau und Rimbach” verpflichtet, zu reagieren.
Sicherlich ist das Empfinden von Heimat eine sehr subjektive Einstellung und der ungewollte Wohnortwechsel als Kind für Frau Baum ein einschneidendes und wahrscheinlich auch schmerzhaftes Erlebnis gewesen, was ich ihr in keinster Weise absprechen möchte.
Einen Ort oder eine Region, die nachweisbar zu den schönsten Mittelgebirgen und den beliebtesten Urlaubsregionen und Ausflugszielen Deutschlands zählt, als zum “Tode geweihte, für den Kopf lebensgefährliche Region mit ausnahmslos hässlichen Häusern und scheußlichsten Ort der Welt” zu titulieren grenzt jedoch an eine Ungeheuerlichkeit.
Regionale Landstriche und deren Bewohner durchweg als Alkoholiker und Dumme zu bezeichnen an eine Diffamierung. “Als heranwachsender Mensch war es das Todesurteil. Es blieb nichts anderes übrig, als im Alter von elf Jahren das Rauchen anzufangen, zu kiffen, bis man nichts mehr sah, und zu klauen, um sich irgendwie zu unterhalten”, eine Aussage die jeglichen Spottes gleicht. Das Bild zu erwecken Kinder und Jugendliche aus dem Odenwald stammend müssten aufgrund der beschriebenen Trostlosigkeit in der Betrachtung von Frau Baum zu Kriminellen werden oder den Freitot als letzten Ausweg wählen, um der Einöde zu entkommen, eine bodenlose Frechheit.
Es ist für mich in keinster Weise nachzuvollziehen, dass die FAZ als eine der renommiertesten Redaktionen Deutschlands einen derart diffamierenden und haltlosen Artikel veröffentlicht.
Aus diesem Grund fordere ich Sie auf, den Artikel in Ihrer nächsten Ausgabe richtig zu stellen. Gerne stelle ich Ihnen hierfür fundierte und wahrheitsgetreue Informationen zur Verfügung.”


Hörermail:
Hallo Herr Walter,
eben gerade "Hassloch" von GUZ in ihrer Sendung gehört. Sehr schön !
Als ebenfalls Vorderpfälzer wie die Hasslocher möchte ich mir erlauben kurz darauf hinzuweisen, daß es um den Gemeindenamen schon länger Diskussionen gibt und eine Rückbesinnung auf die ursprüngliche Bezeichnung (Haselach), von der sich der heutige Name ableitet, überlegt wird.
Interessante Hintergrundinfo, falls Sie es nicht eh schon wissen: Hassloch gilt als durchschnittlichste Gemeinde der Bundesrepublik und wird daher von Marketingfirmen und Soziologen als Versuchs- und Erhebungsfeld genutzt.
herzlichst
S…. C…


Starring: Jolly Goods, Lassie Singers, FSK, DJ Spooky, GUZ

Kommentare

(Noch keine Kommentare)
Eingeloggte "Freunde von ByteFM" können Kommentare hinterlassen.

Playlist

1.  Die Goldenen Zitronen / Flaschenpfand
Aus Der Bibliotheque / Tapete
2.  Amiri Baraka With David Murray & Steve Mccall / Class Struggle In Music
Class Struggle In Music / Blue Note
3.  Amiri Baraka Meets DJ Spooky / Black Dada Nihilismus
Offbeat – A Red Hot Aids Benefit / IRS
4.  Die Goldenen Zitronen / Daniel
Aussage Gegen Aussage / Buback
5.  Guz / Hassloch
Der Beste Freund Des Menschen / Rookie
6.  FSK / Odenwald
Tel Aviv / Sub Up
7.  Ourewäller / Ourewäller
Ourewäller / Youtube
8.  Jolly Goods / Girl Move Away From Heres
Her.Barium / Louisville
9.  Lassie Singers / Hamburg
Sei-A-gogo / Dragnet
10.  Die Goldenen Zitronen / Der Investor
Who´s bad? / Buback
11.  The Good The Bad & The Ugly / Echohäuser
Echohäuser / Buback