VIA – VUT Indie Awards 2022: Das sind die Gewinner*innen!

Pressebild der Berliner Musikerin Perera Elsewhere, die bei den VUT Indie Awards 2022 ausgezeichnet wurde

Die in Berlin lebende Künstlerin Perera Elsewhere wurde bei den VUT Indie Awards als bester Act ausgezeichnet (Foto: Gene Glover)

Der Schatten der vergangenen zwei Jahre und eine trotzige Aufbruchstimmung – diese beiden Gegensätze beherrschten den Abend des 22. Septembers im Hamburger Schmidt Theater. Zum zehnten Mal vergab der Verband unabhängiger Musikunternehmer*innen die VUT Indie Awards, und zwar endlich wieder „physisch und analog“, wie die Moderatorin des Abends Nina Sonnenberg betonte. Dass diese zehnte Vergabe der Awards in gesellschaftlich aufgewühlte Zeiten fiel, ließ auch Hamburgs Senator für Kultur und Medien, Dr. Carsten Brosda (SPD), in seiner Eröffnungsrede anklingen: Gerade im Angesicht einer apokalyptischen Weltlage sei Musik ungemein wichtig, so Brosda. Was es in diesen Zeiten brauche, sei Solidarität und Gemeinschaft und um die Kraft dafür aufzubringen sei Musik, insbesondere live und gemeinschaftlich erlebt, genau das richtige Mittel, um die Akkus aufzuladen.

Dass gerade auch Musiker*innen und ganz besonders solche ohne ein finanzstarkes Label im Rücken Solidarität und Aufmerksamkeit bedürfen, machte der Abend deutlich. Und setzte es in die Tat um: Die VUT Indie Awards sind mit insgesamt 10.000 Euro dotiert. Sie werden seit jeher an Indie-Künstler*innen bzw. Labels vergeben. Indie bedeutet in diesem Kontext, dass unabhängig von Major-Labels gearbeitet wird. Dieses Jahr wurde erstmals für jede Kategorie eine unabhängige Expert*innenjury eingesetzt. Diese sollte die Gewinner*innen anhand ihrer Originalität und Qualität oder, wie es die Veranstalter*innen nannten, „Großartigkeit“ bewerten. Kommerzieller Erfolg ist bei diesen Awards explizit kein Kriterium.

Originalität, Qualität, Großartigkeit

Dass zweieinhalb Jahre Pandemie nicht spurlos an der Branche vorbeigegangen sind, zeigte sich gut an den Nominierten in der Kategorie „Bestes Experiment“. Alle drei Projekte hatten auf ihre Art einen Bezug zur sozialen Distanzierung der vergangenen Jahre. Da wären das Projekt DIANA – ein Workshop zur kreativen Nutzung von AI als Musikinstrument, Maurice Summens Album „PayPalPop“, das komplett auf online und kontaktlos erworbenen Beats basiert und die Gruppe Messer. Letztere wurden für ihr komplett in einer virtuellen Realität stattfindendes Avatar-Konzert geehrt. Sänger Hendrik Otremba betonte aber, dass er diese Art Konzert nicht als notgedrungenen Ersatz, sondern als künstlerische Ergänzung sehe.

Um Projekte, wie das aufwendige Avatar-Konzert von Messer, auf die Beine zu stellen, braucht es vor allem eins: Idealismus. Reich wird man damit und generell als Indie-Musiker*in eher nicht. Entsprechend ist auch das Betreiben eines kleinen Labels, das explizit unkommerzielle bis avantgardistische Musik verlegt und wiederauflegt, mit viel Idealismus verbunden. Dieser Idealismus, den das Hamburger Label Bureau B seit rund zehn Jahren an den Tag legt, wurde mit dem Award als bestes Label honoriert. Das galt auch für die Initiative „Black Artist Database“, die nicht nur Schwarze Künstler*innen auf vier verschiedenen Kontinenten unterstützt, sondern auch den eurozentristischen Blick auf ihre Musik abbauen möchte. Die Initiative wurde mit dem Preis für das „Best New Music Business“ ausgezeichnet. Ebenfalls für sein internationales Engagement wurde der Verein „Musiker ohne Grenzen“ mit dem Sonderpreis des VUT ausgezeichnet. Der gemeinnützige Verein setzt sich global dafür ein, Menschen Zugang zu Musikunterricht und Instrumenten zu verschaffen.

Für ihre musikalisch wie visuell herausragenden Shows wurde die in Berlin heimische, britische Musikerin und Produzentin Perera Elsewhere als bester Act ausgezeichnet. Die US-amerikanisch-deutsche Musikerin Sophia Kennedy bekam wiederum für ihre Platte „Monsters“ den Award für das beste Album. Den zugleich lautesten und denkwürdigsten Moment des Abends gab es bei der Vergabe des Best Newcomer Awards. Ausgezeichnet wurde die viet-deutsche Rapperin Nashi44, die hörbar viele Fans und Freund*innen im Saal hatte. In ihren Songs spricht sie unter anderem Themen wie antiasiatischen Rassismus, Sexismus und Fetischisierung an. Das inspirierte den Laudator, Journalist Ji-Hun Kim, zu einer eindrücklichen Rede zum aktiven Einstehen gegen Diskriminierung in der er beispielhaft Bezug auf den medial unterrepräsentierten und durch Covid-19 erstarkten antiasiatischen Rassismus nahm. Ein Thema, das Nashi44 mit ihrer Musik in den Fokus rückt. Dieser Programmpunkt zeigte gut, dass es bei den VUT Indie Awards um mehr geht als das bloße Feiern von Musiker*innen und Labels: nämlich um die gesellschaftliche und somit auch politische Relevanz von unabhängiger Musik.

Die Gewinner*innen im Überblick:

– Beste*r Newcomer*in: Nashi44
– Bester Act: Perera Elsewhere
– Bestes Album: Sophia Kennedy – „Monsters“
– Bestes Label: Bureau B
– Bestes Experiment: Messer – „Avatar-Konzert“
– Best New Music Business: Black Artist Database
– VIA-Sonderpreis: Musiker ohne Grenzen e. V.

Bild mit Text: Förderverein „Freunde von ByteFM“

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