Von „The Black Rider“ zu „BoJack Horseman“: Ralph Carney ist tot

Ralph Carney (Foto: Jessica Lavant)Von schwarzen Reitern und Pferdemenschen: Ralph Carney (Foto: Jessica Levant)

Ralph Carney war einer der gefragtesten Gastmusiker der Welt, der in seiner illustren Karriere unter anderem mit Tom Waits, Jonathan Richman, St. Vincent, Elvis Costello und seinem Neffen Patrick Carney (The Black Keys) zusammengearbeitet hatte. Der US-amerikanische Saxophonist, Klarinettist und Komponist ist am vergangenen Samstag gestorben. Er wurde 61 Jahre alt.

Ralph Carney wurde am 23. Januar 1956 in Akron, Ohio, geboren. Seine frühe musikalische Liebe war der Bluegrass, dem er sich autodidaktisch mit Banjo und Geige näherte. Das Saxophon folgte im Alter von 15 Jahren. In den späten 1970er-Jahren wurde er Mitglied der Avantgarde-New-Wave-Gruppe Tin Huey – ein Blick in die Album-Credits ihres Debüts „Contents Dislodged During Shipment“ offenbart die musikalische Bandbreite, die Carney im Alter von 23 Jahren bereits vorweisen konnte: Bariton-, Tenor-, Alt-, Sopran-Saxophon, Klarinette, Orgel, Percussion, Klavier, Mundharmonika, Gesang, „Große Nase“, „Entenrufe“.

Anfang der 1980er-Jahre lösten sich Tin Huey auf und Carney mauserte sich zum erfolgreichen Session-Musiker: Nach einem ersten Auftritt auf dem dritten The-B-52‘s-Album „Whammy!“ folgte 1985 die erste von vielen Arbeiten mit Tom Waits. Sowohl das kratzend-groovende Bariton-Saxophon im Outro von „Jockey Full Of Bourbon“ als auch die repetitiven Bläser-Salven von „Way Down The Hole“ und die dissonanten Kurt-Weill-Variationen von „The Black Rider“ stammen von Carney. Von 1985 bis 1999, von „Rain Dogs“ bis „Mule Variations“ war er auf jedem Album des US-amerikanischen Art-Rock-Poeten zu hören.

In den folgenden Dekaden kamen zahlreiche weitere Engagements hinzu, unter anderem für Elvis Costellos „King Of America“, Galaxie 500s Shoegaze-Meilenstein „On Fire“, William S. Burroughs Blaxploitaiton-Kuriosität „Spare Ass Anniee And Other Tales“ und St. Vincents selbstbenannte Weird-Rock-Neugeburt „St. Vincent“.

Neben all diesen hochkarätigen Gastauftritten war es jedoch ein sprechendes Pferd, das Ralph Carney in den letzten Jahren wieder auf die popkulturelle Landkarte brachte: Gemeinsam mit seinem Neffen Patrick komponierte er den Titelsong für die Netflix-Serie „BoJack Horseman“. Carneys lamentierendes Saxophon gab hier den perfekten Kontrapunkt zur gleichermaßen bizarren wie tragischen Animationsserie.

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