Lump – „Animal“ (Album der Woche)

Bild des Albumcovers von „Animal“ von Lump, das unser ByteFM Album der Woche ist.

Lump – „Animal“ (Chrysalis / Partisan Records)

Wann habt Ihr das letzte Mal über eine Bassdrum nachgedacht? Sie ist in der Popmusik nahezu omnipräsent, nur die wenigsten Songs kommen ohne sie aus. Aufgrund dieser Allgegenwärtigkeit fällt es leicht, die Bassdrum für selbstverständlich zu nehmen. Dabei kann sie so schön klingen. Egal ob analog oder digital, vom Fuß bedient oder mit dem Laptop programmiert. Dieses dumpfe „Mmmpf“, das das Zwerchfell massiert und der Musik Struktur verleiht. Konzentriert man sich auf sie, dann klingt eine Bassdrum fast schon rund. Ein kleiner, perfekter Klang.

Die Musik von Lump hat die Kraft, genau solche Gedankengänge über musikalische Banalitäten anzustoßen. Warum? Weil die beiden Brit*innen in die Magie der Musik an sich verliebt zu sein scheinen. Das aus Folk-Singer-Songwriterin Laura Marling und Folktronica-Künstler Mike Lindsay (Tunng) bestehende Duo konstruiert liebevolle, dreidimensionale Sound-Welten, in denen jeder einzelne Ton Gewicht hat. Das demonstrierten sie bereits auf ihrem 2018er Debüt, doch der nun erscheinende Nachfolger „Animal“ setzt ihrer elektroakustischen Klangkunst die Krone auf.

Jeder Ton hat Gewicht

Allein der erste Song von „Animal“ lädt zum ausufernden Schwelgen ein. „Bloom At Night“ beginnt in einem Synthesizer-Meer aus Oszillatoren und Arpeggios, die rechts und links um den Kopf kreisen. Marlings Stimme teilt den Ozean, erklingt klar in der Mitte, so nah am Ohr, dass sich die Nackenhaare aufstellen. Plötzlich legen Bass und Beat los, so definiert und warm, dass man sie förmlich anfassen kann.

Diese Detailverliebtheit durchzieht sich durch die gesamte LP, vom knisternd pulsierenden „Gamma Ray“ über den triumphalen Art-Pop von „We Cannot Resist“ bis zum Abschluss „Phantom Limb“, in dem alle gefühlt zehn Instrumente gleichzeitig in den Himmel aufsteigen. Marlings Texte ergänzen sich ideal mit dieser Abschweif-Musik. Mehr noch als in ihrer gefeierten Solokunst arbeitet sie mit assoziativen, surrealen Bildern, die hängen bleiben. „Stood in a pool full of red snakes / Up to your knees in a nightlake“, singt sie in „Red Snakes“, umgeben von plätschernden Pianos und rasselnden Percussions. „Animal“ ist ideale Kopfhörer-Musik, in der jede Sekunde irgendein neues, wunderbares Detail auftaucht. Das kann eine seltsame Textzeile oder ein sich in alle Richtungen gleichzeitig erstreckendes Synthesizer-Pattern sein. Oder einfach eine schlichte Bassdrum.

Veröffentlichung: 30. Juli 2021
Label: Chrysalis / Partisan Records

Bild mit Text: „Ja ich will Radiokultur unterstützen“ / „Freunde von ByteFM“

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