Torres – „Three Futures“ (4AD)
„Tongue Slap Your Brains Out“, oder auf Deutsch „Klatsch dir mit der Zunge das Hirn raus“ – Torres beginnt ihr neues Album mit einer erotischen Drohung. Die Wahl-New-Yorkerin, die mit bürgerlichem Namen Mackenzie Scott heißt, wollte auf ihrem dritten Langspieler Musik für alle fünf Sinne erschaffen. Mit Erfolg: „Three Futures“ ist ein vielschichtiges, sinnliches Album geworden.
Der bereits erwähnte, scharfzüngige Opener kontrastiert den aggressiven Titel mit sphärischem Art-Pop: Ihr sehnsüchtiger Gesang harmoniert wunderbar mit der sanft-synkopischen Bass-Drum und den breiten Synthesizer-Flächen. Erst der zweite Song, die Vorabsingle „Skim“, zeigt Scott von ihrer bissigen Seite: „Consider the source of your energy / Do you just hate him more than you love me?“ Eine peitschende Snare und ihre zwar melodische, aber stark verzerrte E-Gitarre unterstützen das bittere Sentiment ihres Textes. Doch innerhalb des fünf Minuten langen Stückes ruht sich Scott nicht auf dieser Bitterkeit aus, sondern verwandelt sie im Refrain in träumerische Melancholie.
Scott versteht es, auf diesem Album elektronische Elemente mit menschlichen Emotionen zu versehen. Ein gutes Beispiel: Die albtraumhafte Single „Helen’s In The Woods“: Aus repetitiven Beats und einem mächtigen Riff erschafft sie hier ein großes Stück Paranoia. Dazu singt sie immer und immer wieder „Warn the neighbors if you could / Tell ‘em Helen’s in the woods“ – Der Song wirkt wie eine dringliche Warnung. Und im ätherischen „Marble Focus“ harmoniert ihre E-Gitarre mit pulsierenden Synthesizer-Sphären, als wären sie aus einem Guss.
Mit ihrer Mischung aus Zärtlichkeit und Aggressivität, aus Bitterkeit und Süßlichkeit lädt Scott auf „Three Futures“ zu einer Reise durch die Vielfältigkeit menschlicher Emotionen ein. Die deckt zwar nicht unbedingt alle fünf Sinne ab, klingt dabei aber stets vorzüglich.
Veröffentlichung: 29. September 2017
Label: 4AD