Working Men’s Club – „Fear Fear“ (Album der Woche)

Cover des Albums „Fear Fear“ von Working Men's Club, das unser ByteFM Album der Woche ist.

Working Men’s Club – „Fear Fear“ (Heavenly Recordings)

Sydney Minsky-Sargeant hat ziemlich viel über Angst nachgedacht. So viel, dass der Brite das zweite Album seiner Band Working Men’s Club „Fear Fear“ genannt hat. Eine lose Übersetzung: Fürchte die Angst! Damit beschreibt der 20-Jährige eine Grundstimmung, die er in den vergangenen zwei Jahren – seit der Veröffentlichung des selbstbetitelten Debüts – beobachtet hat: eine omnipräsente, um sich greifende Angst. Dabei geht es nicht nur um Viren und Krankheit, sondern um eine generelle Instabilität. Working Men’s Club verwandeln die Generation-Z-Anxiety in Musik.

Wie machen Minsky-Sargeant und seine Bandkolleg*innen Liam Ogburn, Hannah Cobb und Mairead O’Connor das? Paradoxerweise mit dem Sound der Vergangenheit: Wie auch schon auf ihrem Debüt übersetzen Working Men’s Club auf „Fear Fear“ die unterkühlten Synth-Pop- und Post-Punk-Klänge von Depeche Mode oder New Order in die Gegenwart – mit einer ordentlichen Portion House, Techno und Madchester-Rave versetzt. So beginnt die LP mit dem Track „19“ (eine doppelte Referenz auf das damalige Alter des Songwriters und auch auf den Namen der Infektionskrankheit, die die Welt fest in ihren Händen hält), in dem drei Minuten vor dem ersten Gesangseinsatz fleißig Synthesizer-Arpeggios und Drumcomputer-Patterns übereinander getürmt werden.

Die Angst das Fürchten lehren

Minsky-Sargeants Stimme klingt stets tief und distanziert, gleichzeitig an Dave Gahan und Bernard Sumner erinnernd. Diese Distanziertheit lässt seine nicht nur paranoiden, sondern gerne auch sehr morbiden Texte noch befremdlicher wirken: „Your breath distracts me / But your corpse is pretty“, singtmurmelt er im Titeltrack. Hier blitzt auch sein Galgenhumor durch – „Run run run with your piss-filled gun“ heißt es im Refrain.

Doch Working Men’s Club wissen, diese düstere Grundstimmung zu kontrastieren, indem sie im richtigen Moment die Sonne reinlassen. Ein großes LP-Highlight ist „Cut“, ein fast sieben Minuten langer Song, dessen stetig Richtung Himmel aufsteigende E-Gitarre mit jeder Wiederholung ein bisschen strahlender wirkt. In den Songs von Working Men’s Club gibt es neben der Angst nämlich auch Platz für Hoffnung. Laut Pressetext ist schließlich eine ihrer Missionen, das „Schreckliche magisch klingen zu lassen“. Das gelingt ihnen in diesen Momenten meisterhaft.

Veröffentlichung: 15. Juli 2022
Label: Heavenly Recordings

Bild mit Text: „Ja ich will Radiokultur unterstützen“ / „Freunde von ByteFM“

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