Album der Woche: Arcade Fire – "Reflektor"

Arcade Fire - ReflektorVÖ: 25. Oktober 2013
Web: arcadefire.com
Label: Universal

Legendär – das ist das kanadische Musikerkollektiv Arcade Fire um Ehepaar Win Butler und Régine Chassagne schon jetzt. Nach ihrem überraschenden (und verdienten) Erfolg und zahlreich gewonnenen Preisen in den letzten Jahren waren Fans sowie Kritiker gespannt, was die Multiinstrumentalisten als nächstes aus dem Ärmel schütteln.

Die in den letzten Monaten für viel Aufsehen sorgende Werbekampagne konnte man kaum ignorieren. New York, Berlin, Rom – rund um die Welt tauchten dieselben Graffiti-Muster auf, die darin integrierten Buchstaben ergaben das Wort „Reflektor“. Schließlich gaben Arcade Fire bekannt, dass sie hinter dem geheimnisvollen Streetart-Projekt stecken und ihr neues Studioalbum ebenjenen Titel tragen wird. Doch das war noch nicht das Ende des beinah schon aggressiven Marketings, welches sich jetzt für die ohnehin bekannte Band auszahlen wird. Immer wieder wurden kurze Videos mit kryptischen Andeutungen und neuen Musikausschnitten veröffentlicht. Arcade Fire spannten die Musikwelt wahrlich auf die Folter und die Gerüchte kochten: Welcher Musikrichtung werden sich Arcade Fire zuwenden? Ist tatsächlich David Bowie auf einem Track zu hören? Und wann erscheint wohl die erste Single?

Diese erschien schließlich Anfang September und hieß, wenig überraschend, schlicht „Reflektor“. Und in der Tat ist der legendäre David Bowie darauf zu hören. Aber das ist nicht die einzige Besonderheit des Tracks: Im Grunde lieferte er einen ersten Vorgeschmack auf das neue Album und es wurde deutlich: Arcade Fire werden plötzlich tanzbar. Eine Wandlung, die auf den neuen Produzenten James Murphy zurückzuführen ist. Der LCD-Soundsystem-Frontmann gibt dem gewohnten Sound der Band eine ungewohnte, aber verlockende Note. Statt den gewohnten Streichern (ent)führt Murphy die kanadischen Musiker in die Welt von Disco und Synthies, ohne dass der charakteristische Pathos-Effekt verloren geht.

Pathos spielt eh eine sehr große Rolle bei „Reflektor“. Das Albumcover zeigt die Skulptur „Orpheus & Eurydike“ des französischen Künstlers Auguste Rodin. Orpheus, der seine Ehefrau Eurydike aus der Totenwelt mit seinem wehklagenden, aber wunderschönen Gesang erretten will, und es beinahe auch schafft. Als Bedingung wurde ihm jedoch gestellt, sich auf dem Rückweg nicht nach seiner Frau umzublicken. Als er aber keine Schritte vernehmen kann, dreht sich Orpheus dennoch um und verliert seine Frau endgültig an die Unterwelt. Nicht umsonst tragen zwei Songs den Titel „Awful Sound (Oh Eurydice)“ und „It’s Never Over (Hey Orpheus)“. Von großen Gefühlen erzählt auch der Titeltrack und beklagt eine digitale Welt, in der sich wirkliche Gefühle kaum aufbauen lassen bzw. wir uns im Endeffekt nur selbst spiegeln.

Drei Jahre Wartezeit haben sich gelohnt. Das vierte Studioalbum beweist dies einmal mehr. 60 Tracks sollen die Musiker insgesamt aufgenommen haben, u. a. in Studios in Jamaika, Haiti und New York. Nur 13 Tracks haben es letztlich auf das Werk „Reflektor“ geschafft, doch die haben es in sich. Die neuen musikalischen Einflüsse geben dem ohnehin schon mit Liebe zum Detail produzierten Arcade-Fire-Album das Zeug zum pathetischen Klassiker.

Unter allen Freunden von ByteFM verlosen wir einige Exemplare des Albums. Wer gewinnen möchte, schreibt eine E-Mail mit dem Betreff „Arcade Fire“ und seiner/ihrer vollständigen Postanschrift an radio@byte.fm.

Label: Universal | Kaufen

Das könnte Dich auch interessieren:

  • Klez.e – „Desintegration“ (Album der Woche)
    Mit "Desintegration" schauen Klez.e zurück ins Jahr 1989. Das Album ist eine Hommage an ihre Jugend und an damals wie heute vergötterte Wave-Bands wie The Cure, die Schwermut so schön in Musik verpackten....
  • Yard Act – „Where’s My Utopia?“ (Album der Woche)
    Slacker-Hop, Highlife-Gitarren und Disco-Punk: Auf ihrer zweiten LP „Where's My Utopia?“ streifen Yard Act das Post-Punk-Korsett ab – und klingen so befreit wie noch nie. Unser Album der Woche!...
  • Cover des Albums Somersault von Beach Fossils
    Die Songs von Beach Fossils klingen wie das Ende eines langen Tages am Meer: sanfte Erschöpfung, Sand im Haar, der Kopf angenehm weich. Auch auf „Somersault“ fängt die Band aus New York diese Stimmung wieder wunderbar ein....


Deine Meinung

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.