Die Sterne – „Die Sterne“ (Album der Woche)

Cover des Albums „Die Sterne“ von Die Sterne

Die Sterne – „Die Sterne“ (PIAS)

Wenn eine seit über einem Vierteljahrhundert aktive Band ihr neues Album nach sich selbst benennt, muss das irgendetwas bedeuten. Vielleicht eine späte Rückbesinnung auf die Qualitäten, die das Projekt einst groß machten? Oder eine radikale Wiedergeburt, die es braucht, um die ganze Band noch einmal neu zu denken? Die nicht nur die Musik, sondern auch den Namen in einen neuen Kontext rückt? Oder einfach nur eine charmante Indifferenz à la: „Wir könnten das neue Album halt auch einfach ‚Die Sterne‘ nennen, oder?“

Vorhang auf für „Die Sterne“. Das zwölfte Album der gleichnamigen Hamburger-Schule-Absolventen ist die erste LP, die Gitarrist und Sänger Frank Spilker ohne die Gründungsmitglieder Thomas Wenzel (Bass) und Christoph Leich (Schlagzeug) einspielte. Stattdessen versammelte er eine beeindruckende Riege an Gastmusiker*innen: die Von-Spar-Mitglieder Phillip Tielsch und Philipp Janzen (letzterer produzierte auch), die melancholischen Chansonniers The Düsseldorf Düsterboys, seine langjährige Live-Keyboarderin Dyan Valdes, die Neoklassik-Grenzgänger Kaiser Quartett und das funky Groove-Monster Carsten „Erobique“ Meyer. Bei dieser personellen Revolution liegt das Thema „Wiedergeburt“ natürlich auf der Hand. Doch hier passiert noch ein bisschen mehr. Denn dieses Album schlägt in so ziemlich alle der eingangs genannten Kerben gleichzeitig.

Rückbesinnung oder Wiedergeburt oder beides?

Die Songs von „Die Sterne“ erinnern öfter als seltener an alte Großtaten dieser Band. Opener „Das Herz schlägt aus“ prischt in bester „Posen“-Manier nach vorne, mit Dur-Gitarren und fröhlich neben der Spur tänzelnden Keyboards. In der Vorabsingle „Hey Dealer“ knarzt Tielschs Bass genauso trocken wie der früher von Wenzel. Und wenn übersteuernd fiepende Gitarren in „Das Elend kommt (nicht)“ über einen stolpernden Midtempo-Beat flirren und Spilker lakonische Weisheiten wie „Ein Elend muss tun, was ein Elend tun muss“ raushaut, dann ist das fast schon zum Totschlagen schön.

Neben altbekannten Pfaden erkunden Spilker und Konsorten aber auch neues Terrain. Da gibt es die siebenminütige Disco-Exkursion „Du musst gar nichts“, in der die Band mit geshouteten Chören das Recht auf Faulheit verteidigt. „Unterschiedlich subtil“ ist ein zartes Stück New Wave, vom Kaiser Quartett mit barocken Ornamenten umrahmt. „Die besten Demokratien“ ist verschmitzter White-Boy-Funk, der mit seinen schmierigen Wurlitzer-Grooves unverkennbar Carsten Meyers Handschrift trägt.

Und dann gibt es den versöhnlichen Abschluss „Halb vergangener Tag“, in sich dem die Baritone von The Düsseldorf Düsterboys an Spilkers Gesang schmiegen, während im Hintergrund eine Sitar vor sich hindröhnt. „Halb vergangener Tag / Bis morgen dann“, singen die drei Stimmen in schönster Harmonie – und ein Gefühl von charmanter Indifferenz macht sich breit. Auch wenn Spilker sich mit allerhand neuen Mitmusiker*innen umgibt, klingt „Die Sterne“ einfach immer wie ein sehr gutes Die-Sterne-Album. Und das ist wunderbar.

Veröffentlichung: 28. Februar 2020
Label: PIAS

Bild mit Text: Förderverein „Freunde von ByteFM“

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