Interview: Spring Leads You Home Tonight

Spring Leads You Home Tonight | Myspace

ByteFM hat die junge Hamburger Band Spring Leads You Home Tonight im Dezember 2011 besucht, kurz vor dem (inoffiziellen) Release ihres Debüts „Letters Of The Lost“.
Dazu wollten wir gratulieren und erfahren, was für ein Gefühl es ist, die erste eigene Platte in Händen zu halten.

Sebastian: Es ist gut, endlich Aufnahmen zu haben, bei denen man sich relativ sicher ist, dass sie zu einem hohen Grad das repräsentieren, was wir wirklich machen. Bisher war es immer ein Problem, dass die Leute nach den Konzerten zu uns gekommen sind und gesagt haben: „Das war ja total cool, aber warum sind die Myspace-Songs so schrottig?“.

Sebastian: Besonders viel Spaß daran macht, dass es bereits wahnsinnig viele Songs gibt, die wir schon viel gespielt haben. Jetzt können wir damit ein klein wenig abschließen und freuen uns, mit etwas Neuem starten zu können.

Robin: Ich persönlich habe schon mal eine EP mit einer anderen Band aufgenommen, deshalb ist es nicht das erste Mal, dass ich etwas in den Händen halte, aber es ist das erste Mal ein komplettes Album zu haben und das ist ein ganz anderes Gefühl. Vor allem weil wir alles in Do-it-yourself Manier gemacht und nur wenig Geld ausgegeben haben. Es freut einen umso mehr, wenn alles aus eigenen Händen kommt und man mit dem Album zufrieden ist.

Wie kommt es, dass Ihr „Letters of the Lost“ ohne Label und auch ohne Vertrieb veröffentlicht?

Sebastian: Es war cool, dass uns niemand reinreden konnte und wir alles von Anfang so durchziehen können, wie wir es wollten. So haben wir eben auch die 10 €, die wir pro CD von den Menschen wollen, und nicht die Hälfte.

Jonas: Dadurch, dass wir es ohne Vermittlungsinstanzen gemacht haben, konnten wir mit Menschen, mit denen man sich gut versteht, so etwas wie ein kleines Netzwerk aufbauen. Die Kehrseite ist natürlich viel Arbeit. Aber wir haben überall nette Leute kennengelernt.

Wie entstehen Eure Songs? Gibt es eine feste Einteilung, wer schreibt und wer für das „Musikalische“ zuständig ist oder wird alles in einer Basis-Demokratie entschieden?

Sebastian: Früher war es richtig klassisch, Benni und ich haben dann einen kompletten Song mitgebracht. Aber seitdem wir so viele sind und uns öfter zum Proben treffen, hat es sich mehr und mehr dahin entwickelt, dass ich nur noch ein Gitarren-Riff hatte, dann alle einfach mit gejammt haben und dann ist daraus etwas entstanden. Früher war es also eher so ein Songwriter- und jetzt ist es zu einem richtigen Band-Ding geworden.

Wenn Ihr Eure Songs auf der Bühne spielt, fühlt sich das nicht auch manchmal nach einem Seelenstrip an? Wie biografisch sind Eure Songs?

Sebastian: Ich fühle mich nie, als würde ich auf der Bühne strippen, weil ich meist davon ausgehe, dass die Leute die Texte sowieso nicht verstehen. Aber natürlich gibt es ein paar Songs, die sehr persönlich sind. Aber da habe ich nie das Gefühl, mich nackt zu machen. Es könnte auch immer eine fiktive Geschichte sein. Unsere Songs sind zum Teil sehr persönlich, der andere Teil ist eher gesellschaftskritisch. Das sind die zwei Ebenen, auf denen wir schreiben.

Wie seid Ihr musikalisch beeinflusst? Gibt es Vorbilder?

Tilman: Das Spaßige an der Band ist, dass jeder aus verschiedenen Richtungen kommt: Der Eine hört mehr Singer/Songwriter, Einige Sixties-Punk und wieder Andere hören Techno.

Chris Keppler: Es ist wirklich schwer zu sagen: „Das ist unser Vorbild“. Ich bin ja hier die Streicher-Sektion, würde aber nicht sagen, dass ich klassisch beeinflusst bin. Eher von Musikern, die schon lange Streicher in ihre Sachen integriert haben, z.B. The Cranberries oder Patrick Wolf. Da kommen dann ein paar Ideen her und manchmal ist es auch einfach nur eine Tonfolge aus Cindy Laupers „She Bop“ oder irgendwelchen abwegigen Pop-Hits der aus den 2000ern. Ich bin totaler Lady Gaga-Fan. Da geht schon einiges in die Musik ein, was man nicht unbedingt merkt und vielleicht auch nicht unbedingt benennen sollte, glaube ich (lacht).

Sebastian: An Vorbilder habe ich noch nie gedacht, auch nicht über so etwas wie: „Wie wollen wir mal klingen?“. Ich denke tatsächlich, dass wir dafür viel zu eigenständig sind und ich mich bei jedem neuen Song darüber wundere, was dabei herauskommt. Aber natürlich gibt es Einflüsse. Das was ich so am stärksten merke, ist so etwas wie Okkervil River, Arcade Fire, Damien Rice oder auch Bright Eyes. Wobei ich das auch ungern lese, weil das etwas ist, worauf man sich schnell festfahren kann, nach dem Motto, das ist Bright Eyes 2.0…und das ist es eben überhaupt nicht!

Wie kommt es, dass Alison hinter dem Mischpult singt?

Chris Kuss: Es ist ganz einfach: Alison ist einfach die beste Tonfrau der Welt, sie kennt von jedem Einzelnen die Einstellungen am Mischpult. Wir haben es auch schon öfter versucht, sie auf die Bühne zu bekommen, aber sie fühlt sich einfach so wohl hinter dem Pult. Es ist auf jeden Fall ganz, ganz großer Luxus, den wir mit ihr genießen.

Was wünscht Ihr Euch für Eure musikalische Zukunft?

Sebastian: Für mich ist das Touren am allerwichtigsten, gerne auch noch intensiver. Im November hatten wir unsere erste richtige Tour und es macht wahnsinnig viel Spaß, das Ganze selbst auf die Beine zu stellen und dabei unter netten Leuten zu sein. Das ist die schönste Zeit mit der Band. Festivals fände ich auch toll – Orange Blossom oder Rock im Park

Sebastian: Schön wäre es auch, verbunden mit dem Album und der Tour, dass die Leute die Songs kennen. Es war in Hamburg immer ein wunderschönes Gefühl zu merken, dass Einige die Songs schon kennen und angefangen haben bei einigen ihrer persönlichen Lieblingsstücke zu jubeln. Wenn sich das noch ein bisschen ausbreitet, wäre das cool.

Vielen Dank, dass wir Euch von den Proben abhalten durften und viel Erfolg mit „Letters Of The Lost“!


Spring Leads You Home Tonight – Album Teaser # 4 Letters

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  • (Popup Records)
    Viel Dynamik, viel Tiefe, viel Melancholie und viel Tanzbares. Die achtköpfige Band Spring Leads You Home Tonight schafft ein ganz eigenes musikalisches Werk, das nahe liegende Vergleiche mit Arcade Fire oder Bright Eyes fast verbietet....
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Diskussionen

1 Kommentar
  1. posted by
    Anstoß: Spring Leads You Home Tonight : ByteFM Magazin
    Feb 16, 2012 Reply

    […] EP im Angebot hatten, näher zu beschäftigen und sie zu befragen. Das Interview könnt Ihr hier […]

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