Neue Platten: Elektro Guzzi – „Parquet“

(Macro)

6,0

Mensch oder Maschine? Das Trio Elektro Guzzi löst die vermeintliche Trennung zwischen Maschinen-Sounds und handgemachter Musik auf. Die Gruppe aus Wien verwendet keine für die Produktion elektronischer Musik typischen Instrumente wie Drum-Computer oder Sequenzer, sondern spielt ihre Musik live ein. Die Kombination aus Zufall und Improvisation betrachten Elektro Guzzi als viertes Bandmitglied.

Das Unperfekte, das Humane ist fester Bestandteil der analogen Produktion. Darin liegt für die „Techno Tanzband“, wie sich Elektro Guzzi selbst nennen, die Magie. Bei ihrem neuen Album hat die Gruppe sogar komplett auf die Computer-Nachbereitung der analogen Aufnahmen verzichtet.

Das Konzept des außergewöhnlichen Trios geht auf. Bereits vor Veröffentlichung ihres selbst betitelten Debüt-Albums im vergangenen Jahr wurden die Österreicher für eine Tour in Japan gebucht und zum renommierten Sonar Festival (International Festival of Advanced Music and New Media Art) nach Barcelona geladen. Dieser Erfolg wird für jeden nachvollziehbar, der, wie ich, das Instrumental-Trio zunächst im Blindtest kennenlernt, die Musik also lediglich hört. Denn so digital die Stücke auch klingen, Elektro Guzzi sind eine analog arbeitende, klassisch musizierende Band: der Gitarrist Bernhard Hammer, Jakob Schneidewind am Bass und Bernhard Breuer am Schlagzeug. Beim Live-Konzert oder wenn man die Band im Videoclip ansieht wird klar, dass die Klänge zum Teil zwar stark verfremdet sind, aber alle einen analogen Ursprung haben. Am besten zu erkennen ist dies bei jenen Stücken, in denen Drummer Jakob Schneidewind zu akustischen Perkussions-Instrumenten greift, zum Beispiel in „Absorber“ und „Moskito“.

Mit „Parquet“ haben Elektro Guzzi die Kunst des handgemachten Techno verfeinert. Das neue Album der drei Österreicher überzeugt dabei weniger durch die ganz großen (offensichtlichen) musikalischen Gesten als durch die Fähigkeit des Trios, mithilfe weniger elektronischer Mittel eine tanzbare, minimal anmutende Techno-Platte zu produzieren. Elektro Guzzi bleiben damit eines der spannendsten (Live-) Elektronik-Projekte in Europa.

Label: Macro | Kaufen

Das könnte Dich auch interessieren:

  • Skinny Pelembe – „Hardly The Same Snake“ (Rezension)
    Auf seinem zweiten Album „Hardly The Same Snake“ hat Skinny Pelembe seine Stimme in einem Gemenge von musikalischen Genres gefunden....
  • PJ Harvey – „The Hope Six Demolition Project“ (Album der Woche)
    Textlich trocken, musikalisch dramatisch - das ist „The Hope Six Demolition Project“, das neunte Album von PJ Harvey. Trostlose Impressionen aus Afghanistan, dem Kosovo und den USA packt Harvey in aufwühlende Rock-Arrangements und spickt diese mit Blues, Gospel und Spirituals....
  • Cover des Albums Views von Drake
    Das neue Album von Drake klingt laut eigener Aussage so, wie er sich gerade fühlt. Es muss einsam sein im Drake-Land. Doch er leidet für uns alle. Sein neues Album „Views“ zementiert seine Stellung nicht an der Spitze eines Genres, sondern als ein eigenes Genre....


Deine Meinung

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert