Neue Platten: GusGus – „Arabian Horse“

Von Marc Beham, 25. Mai 2011

Wer? Was? Warum? ByteFM Redakteure besprechen eine Auswahl aktueller Neuerscheinungen.

Wer? Die Band GusGus existiert bereits seit 1995, damals noch als neunköpfige Truppe. Ihre elektronische Musik ist stets von gefühlvoller Natur, was sicherlich nicht zuletzt an der isländischen Herkunft der Band liegt – Island, dieses verträumte, unweigerlich Gefühle jedweder Art hervorrufende Land. In den 90er Jahren und zu Beginn der Nuller Jahre brachten GusGus ihre Musik auf dem renommierten britischen Indie-Label 4AD heraus. Anschließend folgten zwei Veröffentlichungen auf verschiedenen anderen Labels, 2007 mit dem Album „24/7“ der Wechsel zum fast schon legendären Kölner Elektronik-Label Kompakt. Dort erscheint nun auch das aktuelle Album „Arabian Horse“ der über die Jahre auf ein Trio geschrumpften Band.

Was? Stephan Stephensen, Birgir Þórarinsson und Daníel Ágúst Haraldsson präsentieren auf dem mittlerweile achten GusGus-Studioalbum ihre seit jeher bekannte und anerkannte Mischung aus Techno, House, Electro, Pop und Soul. Es gibt subtile, lineare Beats im 4/4-Takt, gepaart mit allerlei anderen elektronischen Klängen: durch den Filter gejagte, Spannung erzeugende Töne, atmosphärische Synthesizer-Flächen, knatternde und knarzende künstliche Sounds und Beats der härteren Gangart. Sogar südosteuropäisch anmutende Gypsy-Passagen mit Akkordeon finden sich auf „Arabian Horse“. Neben langen instrumentalen Ausflügen wird auch immer wieder Gesang eingesetzt, der teils von Soul-Elementen geprägt ist und in drei Liedern von der früheren Sängerin der Band, Urður „Earth“ Hákonardóttir, stammt. Dabei geht es manchmal direkt zu, an anderen Stellen hingegen erreichen die Stücke den Hörer eher über die Hintertreppe. GusGus bemühen sich also, auf dieser Platte dem Abwechslungsreichtum einen hohen Stellenwert zuzuschreiben.

Warum? Technoalben sind doch eine der größten Herausforderungen in der Musik. Musik, die im Club zwar hervorragend funktioniert, muss auf ihnen so umgesetzt werden, dass sie Leute auch dazu bewegt, sie zu Hause aufzulegen, wo das Tanzen im Normalfall eher Nebensache ist. GusGus versuchen, dieses Kunststück mithilfe des eben angesprochenen Abwechslungsreichtums zu bewältigen. Doch genau dieses Merkmal ist der Faktor, der an „Arabian Horse“ manchmal etwas störend wirkt. Das Album löst polarisierende Gefühle im Hörer aus. Zum einen ist er aufgrund der zahlreichen Elemente und der Vermengung unterschiedlicher Genres nie gelangweilt, zum anderen fehlt ihm teils doch etwas die Homogenität. Denn gerade an den subtileren Stellen entfaltet „Arabian Horse“ seine größte Wirkung und kann dort stets die größte Schönheit vorweisen. An anderer Stelle hingegen überwiegt der ungefällige Eindruck, dass die Elektronik doch etwas zu großspurig aufgezogen ist. Zum Glück sind die subtilen Stellen im Gesamteindruck doch stärker ausgeprägt als die unliebsamen Momente.

Label: Kompakt | Kaufen

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