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Wer? „Gut aussehende Felle“ oder „ansehnliche Pelze“ – irgendetwas in diese Richtung bedeutet „Handsome Furs“ auf Deutsch. In der Welt der Musik handelt es sich bei den Handsome Furs aber nicht um Objekte, sondern um zwei Menschen, die zusammen in einer Band spielen: Das Ehepaar Dan Boeckner und Alexei Perry bildet zu zweit die kanadische Musikgruppe aus Montreal. Boeckner dürfte vielen auch als einer der beiden Songwriter und Sänger von Wolf Parade bekannt sein. Seit 2005 wenden sich Spencer Krug, der andere Wolf-Parade-Frontman, und Boeckner neben der Hauptband auch anderen musikalischen Projekten zu. Im Falle von Boeckner sind es die Handsome Furs, die er zusammen mit seiner Ehefrau Alexei Perry, die auch als Schriftstellerin arbeitet, ins Leben gerufen hat. 2007 erschien das Debütalbum „Plague Park“, im Jahr 2009 folgte „Face Control“ und nun kommt, wie schon die beiden Vorgänger, auf Sub Pop die dritte Platte, „Sound Kapital“, heraus.
Was? Auch auf „Sound Kapital“ ist der unverkennbare, höchst energievolle Klang der Handsome Furs vertreten, geprägt von Dan Boeckners markanter Stimme. Dieser Sound ist einer, der aus dem der Masse an Indierock-Bands durchaus herausragt. Natürlich erinnert er an die Mutterband Wolf Parade, aber das nur bedingt. Die Handsome Furs klangen immer schon wesentlich elektronischer, ein Aspekt, der auf dem neuen Album noch weiter ausgebaut wurde. Die Gitarre, die Dan Boeckner auf den Vorgängern noch intensiv benutzte, um so ein von elektronischen Elementen geprägtes Rock-Gebilde zu basteln, das stets eine bedeutende Punk-Attitüde hatte, rückt auf dem neuen Album in den Hintergrund. Stattdessen ist der elektronische Aspekt nun das im Vordergrund stehende Hauptmerkmal.
Warum? Die stärker ausgebaute Elektronik wirkt zunächst verstörend, doch zunehmend stellt sich das versichernde Gefühl ein, dass die Handsome Furs trotz dieser Veränderung noch immer die großartige Musik machen, die sie auch vorher schon ausmachte. Im Gegenteil, es ist sehr erfreulich, dass Alexei Perry und Dan Boeckner sich weiterentwickelt haben und sich von den ersten beiden Werken abgrenzen, trotzdem aber zu sich selbst stehen. Zudem hat der neue Weg doch etwas sehr Begrüßenswertes: Boeckner war gezwungen, neue Wege zu finden, um sich auszudrücken, da sein Hauptinstrument eigentlich die Gitarre ist. Außerdem erleichtert es das Schreiben von Songs unterwegs. Gut so, denn den Handsome Furs ist es bereits zum dritten Mal gelungen, ein mehr als solides Album zu machen, das man immer wieder gerne hört.