Neue Platten: Iceage – „Plowing Into The Field Of Love“

Von Philipp Rhensius, 13. Oktober 2014

Cover des Albums Plowing Into The Field Of Love von IceageIceage – „Plowing Into The Field Of Love“ (Matador)

7,7

Den Preis für den schönsten Albumtitel des Jahres haben sie schon mal verdient. „Plowing Into The Field Of Love“ heißt das neue Album der dänischen Garagerock-Combo Iceage. Und das Pflügen auf dem Feld der Liebe gelingt auch auf ihrem dritten Album ziemlich gut. Ein Album, das nach abgestandenem Bier, kaltem Zigarettenrauch im Proberaum, aber auch nach jugendlichen Sehnsüchten klingt. Ein blechernes Schlagzeug, halbverstimmte Gitarren, ein roher, unbearbeiteter E-Bass und ein leidenschaftlich vernuschelter Gesang, der zwischen Husten und gelegentlichen Kotzlauten pendelt und sich stilistisch an einer Kreuzung aus dem sprechhaften Erzählgesang von Julia Casablancas (The Strokes) und Cursives Tim Kasher versucht. Im instrumentalen Grundrauschen blitzen dann, im Gegensatz zu dem noch wesentlich punkigeren Vorgänger „You’re Nothing“, gelegentlich Klavierakkorde und Trompeten auf.

Die Welt der vier Musiker Anfang 20 lässt sich relativ einfach in Schwarz und Weiß aufteilen, was den Älteren eine Reise in die Sorglosigkeit der Jugend ermöglicht und den Gleichaltrigen zu ersten Schritten auf dem Gebiet des Weltschmerzes und des Exzesses verhilft. Die Texte bewegen sich dabei zwischen sympathischer Selbstüberschätzung wie in „The Lord’s Favorite“ („I am God’s favorite one“) und melancholisch-schönen Liebeshuldigungen wie in „Forever“ („If I could dive into the other / I would lose myself forever“). Womöglich ist die Band aus Kopenhagen nicht ohne Hintergedanken nach einem Song der Postpunkband Joy Division benannt. Denn er brachte Mitte der 80er-Jahre die Hoffnungslosigkeit der Gegenwart präzise auf den Punkt. Mit Songs wie „How Many“, einer wiederum punkigeren Hymne inklusive epischem Refrain mit Rhythmuswechsel, zeigen Iceage dann jedoch, dass es ihnen eigentlich um nichts anderes als die Essenz der Popmusik geht: dem Alltag sinnvoll zu entfliehen, sei es mit erhobenem Mittelfinger oder offenen Armen.

Label: Matador
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