Neue Platten: Neon Indian – „Era Extraña“

Von kathy

(Cooperative Music )

7,5

Vor einigen Monaten machte ein Song im Internet seine Runde: „Fallout“ von Neon Indian. Ähnliches hatte man diesen Sommer schon mehrfach gehört: entspannt, verwaschen, irgendwie erhaben. Es klang nach Sonnenuntergang und nach „Chillwave“, dem Genre mit dem merkwürdigen Stempel, der schon Washed Out, Memory Tapes oder auch Toro Y Moi aufgedrückt worden war. Hinter der musikalischen Schublade „Chillwave“ verbirgt sich ein Sound, der sich am 80er-Wave orientiert, es klingt nach low-fi und Shoegaze, manchmal aber auch einfach wie ein 80er-Jahre Computerspiel. Bei Chillwave wird gefiept, gefiltert, gewummert, übersteuert und mit Hall gespielt. Zuerst wurde der Begriff von Charles verwendet, ein Pseudonym des Schreibers der Internet-Seite „Hipster Runoff“, der als erster ein paar Bands, darunter die oben genannten, unter dem Begriff „Chillwave“ zusammenfasste. Panda Bear soll übrigens mit seinem Album „Person Pitch“ aus dem Jahr 2007 den Hype vorweg genommen haben.

Neon Indian ist das Ein-Mann-Projekt von Alan Paloma, ein in Mexiko geborener Texaner, Jahrgang 1988. Nach seinem umjubelten Debüt „Psychic Chasms“ erscheint mit „Era Extrana“ nun sein zweites Album. Alan Paloma verbrachte den letzten Winter in Helsinki und nahm dort, ganz alleine „Era Extraña“ auf, dessen Titel in etwa „es war einmal seltsam“ bedeutet. Das Album ist der Stadt Helsinki gewidmet. Die Feinarbeit an der Platte leistete Produzent David Fridmann, der u.a. für den Erfolg von MGMT mitverantwortlich ist.

„Era Extraña“ startet wie ein Computer-Weltraumspiel-Soundtrack aus vergangenen Jahren. Langsam abheben und los geht’s in die Schwerelosigkeit mit „Heart Attack“. Song Nummer 2, „Polish Girl“, war schon eine der herausragenden Single-Auskopplungen. Auch hier zischt und klickert es synthetisch. In „Do I still cross your mind?“ besingt der Protagonist ein Mädchen aus seiner Vergangenheit und die Musik klingt ein wenig nach einem „Jump ’n‘ Run“ Computerspiel, bei dem die kleine Comicfigur ständig hüpfen und schießen muss: „Piung! Piung!!“ „Hex Girlfriend“ rauscht und wimmert erst undefinierbar, doch dann lässt Neon Indian aus den sonderbaren Sounds einen wunderbaren Pop-Song entstehen. Der Text klingt kindlich naiv – „Friday flight feeling smeared and vexed /Girl caught, parking lot of the Cineplex Stupid face looking so perplexed / Seeming like it was caught in a hex“ – und der Refrain erwärmt die Herzen.
Auch der Rest des Albums ist solide, manchmal wird es mit dem Rauschesound ein bisschen viel, aber wie schon die Single-Auswahl deutlich machte, kann Alan Palomo wunderbare Songs komponieren. Und so wie das Album mit „Heart: Attack“ aufregend beginnt, endet es mit einem zuversichtlichen „Heart: Release“. Auf in den Sonnenuntergang!

Hex Girlfriend by MGMTNeonIndian

Label: Cooperative Music | Kaufen

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