Bonnie ‚Prince‘ Billy – „Wolfroy Goes To Town“

Von thomas-frisch, 3. Oktober 2011

VÖ: 07.10.2011
Web: „http://www.myspace.com/princebonniebilly/“
Label: Domino

Will Oldham, alias Bonnie „Prince“ Billy, ist ein umtriebiger Zeitgenosse. Seit fast 20 Jahren macht er unter wechselnden Pseudonymen Musik. Daneben spricht Oldham Hörbücher oder er spielt in Filmen mit. Vor allem in den letzten fünf Jahren war er außerordentlich produktiv. Bei so viel Output besteht die Gefahr, sich in der Mittelmäßigkeit zu verlieren. Bei seinem neuen Album „Wolfroy Goes To Town“ ist dies keineswegs der Fall.

Für die Arbeit an „Wolfroy Goes To Town“ hat sich Will Oldham zur Unterstützung die Musiker Ben Boye, Van Campbell, Shahzad Ismaily, Emmett Kelly, Danny Kiely und Angel Olsen ausgesucht. Sie haben gehörigen Anteil am Gelingen des Albums. Trotzdem hat „Wolfroy Goes To Town“ seine besten Momente, wenn die mit brüchiger Stimme vorgetragenen, expliziten Lyrics von Will Oldham auf eine reduzierte Instrumentalisierung treffen.

Unaufdringlich kommen die zehn Songs daher. Die Saiten werden größtenteils sorgsam gezupft, nicht wütend geschlagen. Nur selten weichen Oldham und Band von der ruhigen Grundstimmung ab, beispielsweise bei „New Tibet“. Aber auch hier finden sie schnell zur Ruhe zurück. Allein die erste Single-Auskoppelung „Quail And Dumplings“ hebt sich in dieser Hinsicht vom restlichen Album ab: In dem countryesquen Stück finden die gelegentlichen Ausbrüche ihren Höhepunkt. Hier kommt auch Sängerin Angel Olsen mit einem Solo-Part aus ihrer hinteren Ecke der Backing Vocals hervor.

Die größte Stärke Oldhams ist ohne Zweifel seine lyrische Brillanz und sein Talent als Erzähler. Kaum ein anderer schafft es in ähnlich geschmeidiger Art und Weise, komplexe Metaphern neben infantile Reime zu stellen. Die dabei entstehenden Überraschungen bewirken beim Hörer immer wieder ein freudiges Schmunzeln. Besonders im Ohr bleibt da die Zeile: „Lover! Oh Lover, please buy me a beer and bring all your enemies here“.

Manche seiner Texte sind optimistisch, andere nachdenklich oder enttäuscht. Gleich bei „No Match“ stellt Will Oldham klar, wer nicht zu ihm passt: Lügner, Leute, die aufgegeben haben oder den „Lord“ lieben. In „Cows“ fragt er sich, wer willkommen ist und wer nicht. Die Qualität des vielleicht besten Song „We Are Unhappy“ offenbart sich erst nach mehrmaligem Hören: „Nothing is better, nothing is best, we are unhappy, we are unblessed“ beginnt das Stück. Das klingt traurig und resigniert, ist es aber nur bedingt. Denn letzten Endes schöpft Oldham aus dem Zustand der Unzufriedenheit die nötige Kraft, sich für Veränderungen stark zu machen. „There Will Be Spring“ heißt ein anderer Song. Der nächste Frühling kommt bestimmt, Herbst und Winter überstehen wir aber gut mit einer Tasse Tee und „Wolfroy Goes To Town“.

Das ByteFM Album der Woche – mit freundlicher Unterstützung von Panasonic.

Jeden Tag spielen wir im ByteFM Magazin zwischen 15 und 17 Uhr einen Song aus unserem Album der Woche. Ebenso im ByteFM Magazin am Abend, montags bis freitags ab 19 Uhr. Die ausführliche Hörprobe folgt am Freitag ab 13 Uhr in Neuland – der Sendung mit den neuen Platten.

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Bonnie „Prince“ Billy – Quail And Dumplings

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