Proto-Techno, Synths und Tacker: Dieter Meier wird 75 Jahre alt

Dieter Meier bei einem Konzert seiner Band Yello, deren Stück „Bostich“ heute unser Track des Tages ist.

Yello (live in Berlin)

Proto-Techno kann man Yellos dritte Single „Bostich“ vielleicht rückblickend nennen. Ende 1980 hatten die Zürcher ihr Debütalbum „Solid Pleasure“ herausgebracht. Und mit diesem als erste einheimische Band die schweizerischen Charts getoppt. Das ist zweifelsohne beachtlich, doch die dritte Auskopplung „Bostich“ bewegte internationale Tanzflächen-Crowds. Und zwar dort, wo Musikgeschichte geschrieben wurde. In New York etwa, wo freigeistige DJs wie etwa Afrika Bambaataa das Stück bekannt machten. In einer Atmosphäre, aus der sich Genres wie HipHop, Elektro-Funk und Techno entwickeln sollten. Damals war es einfach frisch klingende Tanzmusik mit einem bestimmten Vibe. Dieser bestand beispielsweise in einer kritischen Faszination für die Zukunft, für industrielle Maschinen und ungehobelte Synthesizer.

1980 waren Yello ein Trio. Carlos Perón gründete die Band in den Spätsiebzigern mit Boris Blank, den er beim Aufnehmen von Auto-Motoren kennengelernt hatte. Einen Sänger warb man von der lokalen Band The Assholes ab. Jemanden mit einem seltsam glamourösen Portfolio und einem konträren, vollkommen charismafreien Namen: Dieter Meier. Der umtriebige Millionenerbe, Pokerprofi und Konzeptkünstler gab Yello ein charakteristisches Gesicht. Und machte darüberhinaus Yello von Synth-Punk-Pionieren zu etwas Unberechenbarem, das gelegentlich seiner Zeit weit voraus war. Wie beim nach einem Tacker benamsten Proto-Techno-Hit „Bostich“, dem Rennwagen-Liveübertragungssoundtrack „The Race“ und dem brillant-spackoiden „Oh Yeah“.

Dieter Meier wurde am 4. März 1945 geboren und wird heute 75 Jahre alt. „Bostich“ von seiner Band Yello ist heute unser Track des Tages. Hört und seht ihn Euch hier an:

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Diskussionen

Ein Kommentar
  1. posted by
    neutrino
    Mrz 5, 2020 Reply

    Danke für die Würdigung von Dieter Meier zu seinem 75sten.

    Neben den erwähnten Tracks herausragend: „The Rhythm Divine“ mit Shirley Bassey und den Lyrics von Billy MacKenzie.

    Sehr sympathisch auch seine Signierstunde nach den Konzerten der „Out Of Chaos“ Tour.

    Keep the rhythm …

    neutrino (supporter of byteFM)

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