Baths – „Romaplasm“ (Rezension)

Von Rouven Leonavicius, 16. November 2017

Baths – Baths – „Romaplasm“ (Anticon)

7,3

Die musikalische Reise des Will Wiesenfeld begann mit einer klassischen Musikausbildung im Alter von vier Jahren und mündet heute, 24 Jahre später, in einer extravaganten, elektronischen Mischung, die verschiedene musikalische Horizonte anvisiert und aus jeglicher Bequemlichkeit auszubrechen vermag. Seit 2007 tritt Wiesenfeld unter dem Namen Baths auf und gilt mittlerweile als einer der bekanntesten Eletrnonik-Acts des kalifornischen Raums. Während er 2010 sein Debütalbum „Cerulean“ innerhalb von zwei Monaten im Schlafzimmer fertiggestellt hat, dauerte es nun drei Jahre bis zum vierten Album. Mit „Romaplasm“ erscheint nun das wohl persönlichste Stück der kreativ-chaotischen Persönlichkeit.

Im Songwriting-Prozess war es Wiesenfeld besonders wichtig, eine authentische und ungebremste Darstellung der inneren Gefühlswelt zu erzeugen. Unterstützt wurde er dabei von Morgan Greenwood, der seit 2013 auch seine Live-Shows unterstützt. Was es dabei mit dem Titel des Albums auf sich hat, erklärte Wiesenfeld bei seinem kürzlichen Besuch im ByteFM Magazin: Die Wortneuschöpfung „Romaplasm“ setzt sich aus dem selbst erkorenen Musikstil des post-modernen Romantizismus und dem energetischsten aller Aggregatzustände zusammen, dem Plasma. Durch eine Fülle von unkonventionellen Sounds, Stimmen-Samples und dynamischen Melodien springt die Energie förmlich über. Live äußert sich dies an einem auf der Bühne herumwirbelnden Will Wiesenfeld, der auch nicht vor schweißgeladenen Screaming-Parts zurückschreckt – somit scheint „Romaplams“ ein zur neusten Entwicklung seines Indie-Electronica-Projektes passender Titel zu sein.

Ausgefallen ist aber nicht nur der Plattenname, sondern auch die einzelnen Songtitel: „Yeoman“ oder „Human Bog“ sind beispielsweise zwei der zwölf Songs. Wiesenfelds Label Anticon ist bekannt dafür, auch mal aus der Bandbreite zeitgenössischer Musik auszubrechen und unorthodoxe Musikstile zu präsentieren. So muss man sich auch in „Romaplasm“ erst einmal hineinhören, um den emotionalen Akt des Will Wiesenfeld zu begreifen. „Ich musste mir erst einmal selber klar machen, wo mein Herz liegt und wo ich in meinem Leben die meisten Emotionen spüre,“ sagte der Kalifornier selbst über die Veröffentlichung – wobei es ihm eher schwer gefallen sei, echte Gefühle zu reproduzieren und diese deshalb aus fiktionalen Welten herangezogen habe.

Bei Will Wiesenfeld handelt es sich wahrlich um eine interessante Persönlichkeit, die mit der Neuveröffentlichung den Höhepunkt persönlicher Entfaltung erreicht. Trotz einiger Songs mit einprägsamem Single-Charakter ist auch bei „Romaplasm“ aktives Hören angesagt. Wenn man sich aber auf die unorthodoxen Klänge einlässt und den Kalifornier zu verstehen versucht, erlangt man einen interessanten Einblick im Prozess fortschrittlicher Gefühlsdarstellung. „Romaplasm“ besitzt bei aller Ausgefallenheit sehr authentischen Wiedererkennungswert.

Veröffentlichung: 17.11.2017
Label: Anticon

Das könnte Dich auch interessieren:

  • Cover des Albums Yes Lawd! von NxWorries
    Knxwledge bastelt lässige Samples à la Madlib, Anderson .Paak rappt locker und mit viel Soul darüber. Ein paar uneilige Beats dazu – fertig ist „Yes Lawd!“, das Debüt der HipHop-Kollaboration mit dem Namen NxWorries....
  • Klez.e – „Desintegration“ (Album der Woche)
    Mit "Desintegration" schauen Klez.e zurück ins Jahr 1989. Das Album ist eine Hommage an ihre Jugend und an damals wie heute vergötterte Wave-Bands wie The Cure, die Schwermut so schön in Musik verpackten....
  • Cover des Albums Somersault von Beach Fossils
    Die Songs von Beach Fossils klingen wie das Ende eines langen Tages am Meer: sanfte Erschöpfung, Sand im Haar, der Kopf angenehm weich. Auch auf „Somersault“ fängt die Band aus New York diese Stimmung wieder wunderbar ein....


Deine Meinung

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.