Dub Spencer & Trance Hill – „Christmas In Dub“ (Rezension)

Von Karsten Frehe, 2. Dezember 2018

Cover von Dub Spencer & Trance Hill – „Christmas In Dub“ (Echo Beach)

Dub Spencer & Trance Hill – „Christmas In Dub“ (Echo Beach)

7,5

2010 sattelten Dub Spencer & Trance Hill, eine der besten Dub-Bands Europas, äußerst seltsame Pferde („Riding Strange Horses”) und transferierten ganz unterschiedliche Songs in neue Dub-Gewänder. Von „Jeanny“ (Falco), „Enter Sandman“ (Metallica) bis hin zu „Eisbär“ (Grauzone) reichte das Spektrum. Sicher ein Wagnis, aber durchaus gelungen und gelegentlich mit einem Augenzwinkern versehen. Ein Jahr später folgte „The Clashification Of Dub“, was bezogen auf die Clash-Vorlagen in Sachen Genre nicht ganz so weit von Dub entfernt war.

Aktuell spannen die Schweizer ein paar Rentiere vor ihren Bandbus und gleiten elegant der Weihnachtszeit entgegen. „Christmas In Dub“ heißt ihr neues Album. Für Menschen, denen das anstehende Weihnachtsgedudel in den Läden oder im Radio schon jetzt einen kalten Schauer über den Rücken jagt, liest sich das bestimmt wie ein schlechter Witz. Warum das Ganze jetzt auch noch in Dub? Antwort: Warum nicht?

Demontierte Weihnachtsfolklore

Mit dem „Oh How Joyfully Dub (Oh Du Fröhliche Dub)“ geht das Album mächtig los. Nach einem kurzen Intro mit Krautrockgitarren entfaltet sich der entspannte und äußerst ausgeklügelte Groove, den man von Dub Spencer & Trance Hill kennt. Dabei tritt die Originalmelodie fast komplett in den Hintergrund, wird zerlegt und pfiffig interpretiert. Bei allen weiteren Tracks, die in einer ähnlichen Art und Weise daher kommen, geht das Konzept auf und dürfte auch so manchen Weihnachtslied-Hasser milde stimmen. Etwas zu lieblich wird es allerdings, wenn etwa beim „The First Noel Dub“ eine Melodika die altbekannte Melodie 1:1 wiedergibt. Der Kontrast zu den ultradeepen Dubpassagen gerät hier doch etwas zu groß. Insofern stehe ich einigen der zwölf Titel des Albums etwas ambivalent gegenüber.

Dennoch: „Christmas In Dub“ setzt unter all den anderen Alben, die sich in den vergangenen Jahren mit der Verbindung von Weihnachten und Offbeat beschäftigt haben, viele markante und vor allem interessante Akzente. Als besonders gelungen sei hier der „Go Tell It On The Mountain Dub“ hervorgehoben, der die Vorlage sehr abstrakt demontiert und phasenweise sogar etwas spooky daherkommt. Wie bereits angedeutet, sind die Dubs auf diesem Album immer dann am besten, wenn sie sich möglichst weit von den originalen Melodien entfernen.

Veröffentlichung: 2. November 2018
Label: Echo Beach

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