Orange Juice sabotierten sich lieber selbst, als Kompromisse einzugehen (Foto: Domino Records)
Mit der Single „I Can’t Help Myself“ läutete die britische Band Orange Juice ein neues Kapitel ein. 1979 gegründet, war das Quartett aus dem schottischen Glasgow sozusagen das Flaggschiff des Labels Postcard Records. Neben Josef K war die Gruppe um die Sänger, Songwriter und Gitarristen Edwyn Collins und James Kirk überhaupt der Grund, warum Alan Horne das Label gründete. Damals lieferten sie die schlaue, hintergründige und gleichzeitig offensiv blauäugig-unrockistische Blaupause für den Jangle-Pop der kommenden Jahrzehnte. Es war ein Pop-Ansatz, der von Punk nur die radikal unabhängige DIY-Haltung übernahm. Musikalisch wollte man mit Rock und Testosteron nichts zu tun haben. Als Vorlagen dienten eher 60s-Pop, Jonathan Richman, Soul und Disco. Letzteres aber eben ohne die übliche dicke Produktion, sondern zusammengedengelt aus beschränktem musikalischen Können und den billigen Produktionsmitteln, die zur Verfügung standen.
Als Orange Juice 1981 zu groß für Postcard geworden waren, gingen sie zum Major-Label Polydor. Wenngleich die professionellere Produktion die Abseitigkeit der Stücke und den Eigensinn der Band nicht einschränkte, ging vielen frühen Fans das Abstreifen des hemdsärmligen Garagen-Charmes schon zu weit. Dennoch kratzte „You Can’t Hide Your Love Forever“ an den britischen Album-Top 20. Eigentlich sollte der nächste musikalische Umbruch diesen Anfangserfolg ausbauen. An den unterschiedlichen Vorstellungen der Bandmitglieder zerbrach jedoch die ursprüngliche Bandbesetzung. Während Malcolm Ross von den frisch aufgelösten Josef K zum Line-up stieß, ersetzte Zeke Manyika den Schlagzeuger Steven Daly. Viel einschneidender jedoch: James Kirk verließ die Band.
Erfolg und Selbstsabotage
Während der zweiten LP „Rip It Up“ Kirks Verschrobenheiten fehlten, umarmten Orange Juice nun ihre poppige Seite vollends. Mit State-of-the-art-Synths orientierten sich die Songs verstärkt an aktuellen R&B- und Dancefloor-Trends. Doch statt sich dem Mainstream anzubiedern, verwirklichte die Band ihren eigenwilligen Pop-Entwurf auf hohem Produktionsniveau. Etwas zu eigen für die Masse, erreichte die LP immerhin die Top 40. Als erste Single erschien unser Track des Tages. Oberflächlich eine Hommage an den gleichnamigen Four-Tops-Song, ist das Stück nicht einfach ein Love-Song. Zwar ist er das doch irgendwie auch, behandelt aber vor allem das Beinahe-Aufgeben, und selbst der Text zweifelt seine eigene Tiefsinnigkeit an. Während sich das Stück passabel verkaufte, bescherte der Titelsong des Albums Orange Juice ihren einzigen Top-Ten-Hit. Doch als Punks im Herzen war ihnen ihre Musik wichtiger, als nach den Regeln der Industrie zu spielen. So sabotierten sie den Top-Of-The-Pops-Auftritt zu „Rip It Up“, weil es ihnen einfach zu beknackt erschien, von Tänzerinnen begleitet zu werden, die choreografiert Papier zerrissen, und verscherzten es sich mit der BBC.
Der Song „I Can’t Help Myself“ erschien 1982 auf dem Album „Rip It Up“. Heute ist das Stück unser Track des Tages. Hört es Euch hier an: