Der West-Östliche Diwan 28.06.2009

Wanzenkinos für Zonenkinder
Pop-Agitationen aus dem Schmähkästchen – fast non stop

Die Teilung unseres „Vaterlandes“ (Helmut Kohl) in Ost und West (oder umgekehrt) war Thema vieler Popsongs aus der DDR und - sehr viel häufiger - aus der BRD. Ironisch, boshaft, grüblerisch oder flott kamen sie daher – die Musik-Kommentare zum Thema Mauer und Stacheldraht, Kapitalismus und Imperialismus, Trennungsschmerz und Vereinigungshoffnung.

Der DIWAN präsentiert ein akustisches Kompendium sehr zeitbezogener Melodien & Rhythmen, die heute fast vergessen sind: Da besang ein RIAS-Redakteur die Star-Ansagerin des DDR-Fernsehens, City erblickte „vom Balkon bei Mutter da drüben den Mercedes-Stern“, Reinhard Mey träumte vom Auftritt in Dresden, die New-Wave-Gruppe Scala 3 zeigte sich „abgegrenzt und scharf bewacht“, Renft thematisierte mit dem Otto-Lied die Republikflucht und praktizierte damit sofortigen Selbstmord („Sie existieren für uns nicht mehr!“), der Schnulzenkönig Christian Anders wimmerte an der Mauer (wenn auch auf der falschen Seite) und das Trio Lilli Berlin befand „Ostberlin – Wahnsinn“! Welcher Song woher stammt, wird aber nicht verraten. Ein kleiner Test für Deutschland-Kundler also.