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School Of Rock Bauhaus 1979-1983

ByteFM: School Of Rock vom 23.08.2020

Ausgabe vom 23.08.2020: Bauhaus 1979-1983

Im August 1980, ein Jahr nach Veröffentlichung ihrer überaus erfolgreichen Debütsingle „Bela Lugosi’s Dead“, hatten die vier Musiker, die sich Bauhaus nannten, gerade ihr Debütalbum „In The Flat Field“ aufgenommen. Ein Werk, dessen düsterer Grundton besser zur kalten Jahreszeit passte, in der es auf 4AD Records dann im November als erste Langspielplatte des Labels erschien.

Mit diesem ersten der vier Studioalben aus der klassischen Bauhaus-Phase setzten sie einen Meilenstein des Gothic-Rock-Genres, nachdem ihre erste Single als Fundament des ganzen Düstersounds bereits zum Indie-Disco- und Indie-Charts-Dauerbrenner geworden war.

„In The Flat Field“ wurde seinerzeit, wie eigentlich alle Bauhaus-Alben, in der britischen Musikpresse verrissen, während sich die Band in den Jahren ihrer ersten Karrierephase bis 1983 nicht über fehlenden kommerziellen Erfolg beklagen konnte.

Auch wenn englische Kritiker-Größen wie Paul Morley so ziemlich alles an Bauhaus aufgesetzt, pathetisch und poserhaft schien, liebte das Publikum die Band aus Northampton, die eigentlich viel mehr zu bieten hatte als irgendwie gradlinigen Gruftie-Sound.

Dominiert von Vokalist Peter Murphy, dessen gutes Aussehen ihn zu einem Pin-up der Post-Punk-Ära machte, hatten der innovative Gitarrist Daniel Ash und die aus einem Bruderpaar bestehende vielseitige Rhythmus-Gruppe von David J und Kevin Haskins zwischen 1979 und 1983 jede Menge mehr oder weniger ausgegorene Ideen, mit denen sie prototypische Gothrocker genauso produzierten wie eigenwillige poetische Psychedelik-Séancen, irgendwie Rockabilly-Einflüsse, Dub-Sounds und krachigen Art-Rock unter einen neo-expressionistischen New-Wave-Hut brachten, sowie englische Mystik und Horroschlock mit ordentlich Sex-Beat versahen.

Im Wesentlichen brachten Bauhaus einen düsteren Glamour in den Post-Punk, der die kaputt-aggressive Welt von Nick Caves Birthday Party mit der spielerischen Homoerotik von Spiders From Mars verband. Die Ur-Gothic-Szene um den Londoner Batcave Club übernahm das Dekadent-Dionysische und etliche Posen von Bauhaus, die sich aber auch von Beatniks, Romantikern, Surrealisten oder klassischem Glam-Rock inspirieren ließen.

Ohnehin als Ersatz-Bowie gebrandmarkt, lieferte Peter Murphy mit seinen Mitmusikern eine quasi originalgetreue Coverversion von „Ziggy Stardust“ ab, die tatsächlich zu einem Hit wurde, bevor er sich aufgrund seiner paranoiden und divenhaften Persönlichkeit von Ash und den Haskins-Brüdern endgültig entfremdet hatte und man auseinanderging.

Murphy würde nie wieder so richtig an die Erfolge von Bauhaus anknüpfen können, während seine Ex-Band ab 1985 als Love And Rockets Alternative-Rock-Pionier-Arbeit leistete und ihr Publikum nicht zuletzt in den USA fand. Spätere Wiedervereinigungen verliefen kompliziert und mäßig erfolgreich, aber der Musikkritik gelten Bauhaus inzwischen als innovative Klassiker.

Die School Of Rock betrachtet die Bauhaus-Jahre 1979-1983, eine schwarze Welt der Schnabelschuhe und toupierten Haare, durcheinander gewürfelten Bibel-, Literatur- und Kunstzitate, halluzinogenen und sonstigen Drogeneinflüsse, gelegentlicher Anflüge von unerwartetem Humor, mit Sinn für dramatische Inszenierungen und einer ergebnisoffen gespielten Musik, deren Einfluss Generationen von Darkwave-, Industrial-, Neo-Hard-Rock-, Alternative- und Indie-Bands ästhetisch geprägt hat.

Oder, um es mit den Worten von Comic-Autoren-Legende Alan Moore zu schreiben, der die Liner Notes zum zweiten Bauhaus-Album “Mask“ (1981) beisteuerte:

„This is for when the radio is broken and crackles like uranium orchids
This is for when the fohn-wind rattles the telegraph wires like a handful of bones
This is for when dream ambulances skitter through the streets at midnight
This is for when you get caught in a sleep-riot and the sky is out of order
This is for when your sex is full of voodoo
This is for when your clothes are imaginary
This is for when your flesh creeps and never comes back.“

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Playlist

1.  Bauhaus / Dark Entries
Dark Entries / Axis
2.  Bauhaus / Bela Lugosi's Dead
Bela Lugiosi’s Dead / Small Wonder
3.  Bauhaus / A God In An Alcove
In The Flat Field / 4AD
4.  Bauhaus / Stigmata Martyr
In The Flat Field / 4AD
5.  Bauhaus / Kick In The Eye
Mask / Beggars Banquet
6.  Bauhaus / The Passion Of Lovers
Mask / Beggars Banquet
7.  Bauhaus / In Fear Of Fear
Mask / Beggars Banquet
8.  Bauhaus / Spirit
Spirit / Beggars Banquet
9.  Bauhaus / Ziggy Stardust
Ziggy Stardust / Beggars Banquet
10.  Bauhaus / Silent Hedges
Sky's Gone Out / Beggars Banquet
11.  Bauhaus / All We Ever Wanted Was Everything
Sky's Gone Out / Beggars Banquet
12.  Bauhaus / Slice Of Life
Burning From The Inside / Beggars Banquet
13.  Bauhaus / She's In Parties
Burning From The Inside / Beggars Banquet