Was ist Musik Don't call it Indie!

Don't call it Indie! Unabhängig von was? Alternativ zu wem?

„Are you scared to get happy?“, fragt die vergessene Band Hurrah in ihrem Song “Hip Hip”. Die Firma Cherry Red hat die Zeile zum Titel einer monumentalen Retrospektive auf die britische Independent-Szene der Achtziger Jahre gemacht. „Are you scared to get happy?“ – die Frage markiert einen Paradigmenwechsel. Hurrah, die den Frohsinn schon im Namen tragen, greifen damit die „miserable post-punk bands“ an, so die Liner Notes: „Indie Pop said, we don’t have to sound angry to mean what we say.“

Fünf CDs, 132 Songs, dokumentieren den Übergang vom mal wütenden, mal schlechtgelaunten Post-Punk zum meist fröhlichen Indie Rock, immer auf der Suche nach dem perfekten Pop-Song. Es geht 1980 los mit Girls At Our Best und endet 1990 bei den Boo Radleys, da ist Indie schon kurz vor staatstragend. Blur und Oasis scharren mit den Hufen, Britpop ante portas. Im Rückblick fällt es schwer, keine Verfallsgeschichte zu erzählen. Die Compilation schafft Kenntlichkeit, Veränderungen, die man damals kaum wahrgenommen hatte, bekommen eine Logik. Der erbärmliche Zustand britischer Rockmusik des 21.Jahrhunderts, er nimmt seinen Anfang mit der Hurrah-Frage „Are you scared to get happy?“

Aber wie war das damals? Independent? Unabhängig von was? Alternative? Alternativ zu was? Alternativrock ist heute weitgehend alternativlos, würde Merkel sagen. Girls At Our Best dagegen sagen: Getting nowhere fast! Get happy ohne Verklärung und Verniedlichung.