Was ist Musik Winter Of Discontent Revisited

Gelangweilte Hausfrauen, Alkoholprobleme, tieffliegende Flugzeuge. Winter of discontent revisited.

„Über Jahrzehnte hinweg stand der Begriff winter of discontent, Winter des Missvergnügens, für eine Horrorvision, mit der die Konservative Partei im Vereinigten Königreich Wahlen zu gewinnen pflegte: Er signalisierte Chaos, das sich aus zu großer Nachgiebigkeit gegen Proleten speise, und einen Zusammenbruch der öffentlichen Ordnung, wie ihn die Gewerkschaften mit den umfassenden Streiks 1978/1979 herbeigeführt hätten. Beides fürchteten viele Briten lange mehr als die Tatsache, dass sie sich seit den achtziger Jahren kaum mehr Zahnersatz leisten konnten.“ Schreibt Uli Krug im März 2023 in der Jungle World über den Winter of discontent. „Winter des Missvergnügens - Der »winter of discontent« 1978/1979 mit seinen heftigen Arbeitskämpfen diente den britischen Konservativen als Argument für Deindustrialisierung und Deregulierung. Ein Blick zurück auf eine wirkliche Zeitenwende.“

An diese Zeitenwende erinnern Bob Stanley & Pete Wiggs (of Saint Etienne Fame) mit der Compilation „Winter of discontent“. 24 Songs aus der und zu dieser Zeit, viele davon, eigentlich alle, vergessen, respektive nie über ihre oft provinzielle Herkunft hinausgekommen. Oder erinnert sich irgendwer an Androids Of Mu, Animals & Men. The Gynaecologists oder Thin Yoghurts?

Oder an erste Gehversuche von The Fall, Scritti Politti, TVPs oder The Raincoats? Und wohin diese führten?

Das sagt Ace Records:

“There was plenty of genuine discontent in Britain at the tail end of the 1970s, and it had little to do with bin strikes or dark rumours about overflowing morgues. In the world of popular music, the most liberating after-effect of the Sex Pistols was that anyone with something to say now felt they could make a 7” single. WINTER OF DISCONTENT is the sound of truly DIY music, made by people who maybe hadn’t written a song until a day or two before they went into the studio. It’s spontaneous and genuinely free in a way the British music scene has rarely been before or since.”

Und wohin das führt? Zu Suicide in einem Jahr mit dreizehn Monden, zu Ian Penmans „Fassbinder“-Buch (edition suhrkamp), zum Tod von Damo Suzuki (keine Sendung ohne Tote in 2024) und eight miles high flying byrds.