Curtis Harding – „If Words Were Flowers“ (Album der Woche)

Bild des Albumcovers von „If Words Were Flowers“ von Curtis Harding, das unser ByteFM Album der Woche ist.

Curtis Harding – „If Words Were Flowers“ (Anti-)

Wenn Curtis Harding nicht ein überaus erfolgreicher Musiker geworden wäre, hätte er wahrscheinlich ein sehr guter Florist werden können. Der Singer-Songwriter aus Michigan versteht es auf jeden Fall sehr gut, geschmackvolle Collagen zusammenzustellen. Auf seinen bisherigen zwei LPs „Soul Power“ und „Face Your Fear“ spazierte Harding ausgiebig durch den Garten der (afro-)amerikanischen Pop-Musik – und suchte sich die schönsten Knospen zusammen. Eine Portion Psychedelic-Soul aus der Isaac-Hayes-Schule. Eine großzügige Prise vom Funk seines Namensvetters Curtis Mayfield. Ein bisschen beseelter OutKast-HipHop. Ein paar schroffe Garage-Rock- und Garage-Punk-Akzente à la Death. Und wie es sich für einen guten Floristen gehört, war das Ergebnis dann auch noch mehr als die Summe seiner Teile. Ein durch und durch perfekt komponierter Blumenstrauß.

Geschmackvolles Soul-Bouquet

Diese floralen Metaphern drängen sich beim dritten Curtis-Harding-Album nahezu auf. Schließlich heißt es „If Words Were Flowers“. Der Titel hat in der Realität nicht viel mit Gartenarbeit zu tun. Stattdessen ist sein Ursprung höchst persönlicher Natur. „Bring mir meine Blumen, solange ich noch da bin“, war ein gleichzeitig liebevoller und mahnender Leitsatz von Hardings Mutter, der sich schon im Kindesalter in seinem Kopf festgesetzt hatte. Anstatt Blumen an die Mutter bringt er nun auf „If Words Were Flowers“ ein neues wunderschönes Song-Bouquet für uns alle.

Die implizierte Dringlichkeit des mütterlichen Leitsatzes ist in der Musik spürbar. Noch nie tauchte Harding so sehr in seine jeweiligen Einflüsse ab. Der eröffnende Titeltrack umrahmt Hardings warme Stimme mit einem majestätischen Gospel-Chor und aufsteigenden Bläserfanfaren. „Hopeful“ ist ein fünfminütiges R&B-Epos, dessen sich wiederholendes Hoffnungsmantra von Minute zu Minute intensiver wird – und in einem genüsslich verfuzzten Phaser-Gitarrensolo endet. Die Bossa-Nova-eske Ballade „With You“ ist von nostalgischen Streichern im Breitbildformat ornamentiert. Und die auf „Face Your Fear“ bereits vertretenen HipHop-Akzente werden auf „So Low“ auf die Spitze getrieben, mit 808-Handclaps, Autotune-Gesang und Kanye-West-Zitaten. Das all diese dispersen Elemente nicht auseinanderfallen, sondern sich auf magische Art und Weise ergänzen, spricht nicht nur für den Floristen Curtis Harding. Sondern vor allem für einen großartigen Songwriter.

Veröffentlichung: 5. November 2021
Label: Anti-

Bild mit Text: „Ja ich will Radiokultur unterstützen“ / „Freunde von ByteFM“

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