ByteFM Container: Prince-Experte Norman Müller über „Piano & A Microphone 1983″

Foto von PrincePrince (Foto: Allen Beaulieu)

Ein Mikrofon, ein Piano und eine Stimme. Ohne Overdubs, ohne GastmusikerInnen, ohne doppelter Boden, ein Einblick in das Gehirn von Prince Rogers Nelson, eines der letzten größten Pop-Genies dieses Planeten – wenige Monate bevor das Album „Purple Rain“ ihn zum Weltstar machte. Das ist, was das posthum veröffentlichte Album „Piano & A Microphone 1983“ verspricht. Der US-amerikanische Künstler war an so ziemlich jedem Instrument versiert. „Piano & A Microphone“ beweist, dass er die 88 Tasten seines Klaviers fast genauso gut beherrschte wie die sechs Saiten seiner ikonischen, purpurfarbenen Gitarre.

Prince war schon zu seinen Lebzeiten nicht nur als genialischer Sänger, Songwriter und Performer bekannt, sondern auch als Instrumentalist. Zu Beginn seiner Karriere warb seine Plattenfirma Warner Brothers gar damit, er habe die 27 (!) Instrumente auf seinem Debütalbum selbst eingespielt. Im popkulturellen Diskurs wurde Prince allerdings meistens mit einem bestimmten Instrument in Verbindung gebracht: der Gitarre. Verständlich, denn Prince gilt als Weltklasse-Gitarrist – aber eben nicht nur. Das erste Instrument, das Prince sich als Kind selber angeeignet hat, war ein anderes: das Klavier seines Vaters, der selber Jazzmusiker war. Wenig später komponierte er im Alter von sieben Jahren am Klavier seinen ersten Song namens „Funk Machine“.

Auch viele seiner späteren Songs wurden am Klavier komponiert. Ein großer Teil der über 2000 Konzerte, die Prince in seinem Leben spielte, beinhaltete eine Solo-Klavier-Einlage. Seine letzte Tour stand gar unter dem Motto „Piano & A Microphone“ und bot genau das: Prince, ein Klavier, ein Mikrofon – mehr nicht. Auch das erste posthume Prince-Album, das in der vergangenen Woche erschienen ist trägt diesen Namen: „Piano & A Microphone 1983“ – eine Solo-Piano-Session, die Prince 1983 in seinem Home-Studio aufgenommen hat. Pläne, diese Aufnahmen zu veröffentlichen, gab es nie – das Band lief immer mit, wenn Prince musizierte.

Eine rohe, imperfekte Version des Perfektionisten Prince

Auf der Oberfläche ist „Piano & A Microphone 1983“ eine seltsame Veröffentlichung. Prince’ Klavierspiel ist nicht perfekt. Die Soundqualität ist mäßig, die Songs skizzenhaft, und die Aufnahme selber ist nicht einmal besonders rar: Hardcore-Fans haben die Session schon seit den 90er-Jahren in ihrer Bootleg-Sammlung. Dennoch ist es faszinierend, dem Genie aus Minneapolis bei der nicht-öffentlichen Arbeit zuzuhören.

Prince, zum Zeitpunkt der Session in der Übergangsphase vom Star zu Weltstar, ist in Top-Form und gut gelaunt. Den späteren Über-Hit „Purple Rain“ spielt er nur kurz an, genau wie das Joni-Mitchell-Cover „A Case Of You“. Längere Stücke wie die spätere B-Seite „17 Days“ und das unveröffentlicht gebliebene „Cold Coffee And Cocaine“ haben eher Jam-Charakter und demonstrieren Prince‘ unbändige Spielfreude.

Während „Piano & A Microphone 1983“ ein eindrucksvolles Dokument des Klavierspielers Prince ist, ist es bei weitem nicht das einzige. Seit Beginn seiner Karriere gab es immer wieder Piano-Songs auf seinen Alben, 2002 kam gar ein – relativ unbekannt gebliebenes – Studio-Piano-Album namens „One Nite Alone“ heraus, weitere Solo-Klavier-Sessions existieren auf Bootlegs. So viel Material gibt es zum Thema „Piano & Prince“, dass ByteFM Prince-Experte Norman Müller gleich zwei Stunden mit Klaviermusik vom Purple One zusammengestellt hat. Der erste Teil der zweiteiligen ByteFM Container-Sonderausgabe läuft am Samstag, den 29. September, Teil zwei folgt genau einen Monat später, am 27. Oktober, jeweils um 18 Uhr.

In der ersten Ausgabe wird das neue Album „Piano & A Microphone 1983“ übrigens in verschiedenen Ausführungen verlost. Was Ihr tun müsst, um Prince und sein Piano auf CD, LP oder als Boxset zu Euch nach Hause zu holen, erfahrt Ihr im ByteFM Container „Piano & Prince: Part 1“ – am Samstag, 29. September um 18 Uhr.

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