Good Sad Happy Bad – „Shades“ (Album der Woche)

Bild des Albumcovers von „Shades“ von Good Sad Happy Bad, das unser ByteFM Album der Woche ist.

Good Sad Happy Bad – „Shades“ (Textile Records)

Mica Levi transzendiert. Und das von Beruf. Es gibt in der westlichen Pop-Welt wohl nur Wenige, die so fluide sind wie das Produzent*innenwunder aus dem britischen Surrey. Wo Mica Levi draufsteht, kann so ziemlich alles drin sein: ob schrammeliger Avant-Indie, unterkühlter R&B-UK-Garage-Hybrid oder ein Oscar-nominierter Filmsoundtrack. Irdische Scheingrenzen wie „Genre“ scheinen für Levi nichts zu bedeuten. Diese Wandlungsfähigkeit überträgt sich auch auf die Band, in der Levi seit 2008 aktiv ist.

Einst hieß diese Gruppe Micachu & The Shapes, von Levi angeführt, um Raisa Khan an den Keyboards und Marc Pell an den Drums ergänzt. Ihre Musik scheint seit dem Debüt „Jewellery“ stets im Unvorhersehbaren zu existieren: Schrille Atonalität geht Hand in Hand mit schrulligen Pop-Momenten. Das bisher letzte Album dieser Band hieß „Good Sad Happy Bad“, erschienen im Jahr 2015. Mittlerweile ist der Name dieser LP der offizielle Bandname. Levis Rolle ist ein bisschen in den Hintergrund gerutscht, Khan ist auf dem neuen Album „Shades“ die Lead-Sängerin. Mit Saxofonist*in und Blockflötist*in CJ Calderwood ist Good Sad Happy Bad auch um ein Bandmitglied reicher geworden. Und die Musik dieser vier Menschen sucht in Sachen Fluidität noch immer ihresgleichen.

Schrill & Schrullig

Was Good Sad Happy Bad hier machen, lässt sich schon als Pop-Musik bezeichnen. Ist aber viel mehr. Mit der Abenteuerlust von Post-Punk-Dekonstrukteuren wie This Heat oder Pere Ubu zerlegt die Band den Pop in seine Einzelteile und fügt ihn in seltsamen Kombinationen wieder zusammen. Eigentlich könnten Songs wie „Blessed“, „Believe It“ oder „Shades“ liebliche Indie-Pop-Songs sein. Doch die Gitarren leiern verstimmt. Der Gesang ist distanziert. Das Saxofon singt neben dem Beat. Und immer wieder lässt die Band die flirrende Angstmusik durchblitzen, die auch Levis Soundtracks für Filme wie „Under The Skin“ oder „Jackie“ auszeichnet. Plötzlich ertönen eine Doom-Gitarre oder kakofonische Bläser. Man sollte es sich mit „Shades“ nie zu gemütlich machen. Genau wie bei den Schöpfer*innen dieser Musik kann man sich bei diesen Songs nie sicher sein, was als nächstes passiert.

Veröffentlichung: 16. Oktober 2020
Label: Textile Records

Bild mit Text: Förderverein „Freunde von ByteFM“

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