Brandt Brauer Frick – „Joy“ (Rezension)

Von Luise Vörkel, 31. Oktober 2016

Cover des Albums Joy von Brandt Brauer FrickBrandt Brauer Frick – „Joy“ (Because Music)

Veröffentlichung: 28. Oktober 2016
Web: brandtbrauerfrick.de
Label: Because Music

8,0

Sechs Jahre sind vergangen, seit Brandt Brauer Frick mit ihrem Debüt „You Make Me Real“ eine große Welle lostraten. Ihr Ansatz, den Techno durch klassische Instrumente sprechen zu lassen, hat eine Riesenbegeisterung ausgelöst. Nach zwei Alben war den drei klassisch geschulten Musikern nach Veränderung. Auf ihrem letzten Album „Miami“ spürten sie deshalb Stimmungen statt Rhythmen nach. Erstmals arbeitete Brandt Brauer Frick mit Sängerinnen und Sängern zusammen: mit Gudrun Gut und Jamie Lidell zum Beispiel.

Die Strukturen der „Miami“-Tracks orientierten sich an den Stimmen. Form follows voice, könnte man sagen. Dieses Konzept hat Brandt Brauer Frick mit „Joy“ weiter herausgearbeitet. Auf jedem der zehn Stücke ist der Musiker und Lyriker Beaver Sheppard aus Montreal zu hören. Sein verzerrtes Lächeln schmückt auch das Cover von „Joy“. Euphorie in unterschiedlichen Intensitäten würde Brandt Brauer Frick damit zum Ausdruck bringen, sagt der Pressetext zum Album.

In Wirklichkeit ist hier nicht Freude in Reinform zu hören, das auf dem Cover illustrierte Spannungsverhältnis zwischen Wollen und Können kommt auch zum Tragen. Der unruhige Sprechgesang von „Blackout 94“ unterstrichen von einem Arrangement, das zwischen kühlem Marsch und Industrial liegt, ist eine Ausprägung davon. Ähnlich düster kommt das dramatisch orchestrierte Stück „Oblivious“ daher – synthetisches Zischen und umherirrende Beats treffen auf eindringliche Streicherparts, die an die charakteristische Badezimmer-Szene aus „Psycho“ erinnern. Sheppard reichert das Bedrohliche an, indem er sich in monotone Ansagen reinsteigert.

Aber klar, freudvollere Stimmungen haben auf „Joy“ natürlich auch ihren Platz. Etwa im balladesk vertrackten Song „City Chicken“, in dem sich Bläsersätze mit zerberstendem Glas battlen und wo geloopt-geschichteter Gesang sich ins Euphorische hinaufschaukelt. Oder beim Song „Facetime“, der bei aller schönen, bunten Synthesizer- und Glockenspiel-Frickelei seine lässige Aura behält.

Brandt Brauer Frick ist nicht nur Trio, die Band ist zu einem zehnköpfigen Ensemble gewachsen. Mit „Joy“ loten sie die unendlichen Möglichkeiten, die so eine Aufstellung bietet, weiter aus. Und das jenseits von formellen oder Genre-Begrenzungen. Auf „Joy“ tauchen zum Beispiel Zitate aus Wave und – weniger überraschend – House auf. Alles wird umgarnt von emotional ansteckenden Arrangements, die bei aller Tüftelei nicht nach Nabelschau klingen.

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