Die Revolution ist still: Sly Stone wird 75

Sly Stone wird 75

Die Band als die Hautfarbe transzendierende Familie: Sly & The Family Stone

Auf die Frage, warum der titelgebende Song „Riot“ seines 1971 veröffentlichten Opus Magnum „There‘s A Riot Goin‘ On“ nur aus fünf Sekunden Stille besteht, hatte Funk-Altmeister Sly Stone im Jahr 1997 eine sehr einfache Antwort: „Ich hatte den Eindruck, dass es am besten gar keine Revolten geben sollte.“ Der subversive Revolutionär wird am 15. März 2018 75 Jahre alt.

Eine Band als multikulturelle Familie

Sylvester Stewart wurde 1943 in Denton, Texas, geboren. Schnell war klar, dass es sich bei ihm um ein musikalisches Wunderkind handelte: Im Alter von elf Jahren beherrschte er bereits Klavier, Gitarre, Bass und Schlagzeug. In der Highschool spielte er Gitarre in der Doo-Wop-Band The Viscaynes. Stewart war eines von nur zwei dunkelhäutigen Mitgliedern des Septetts. Diese Gruppe wurde damit zur Blaupause für ein Konzept, das er später in seiner Band Sly & The Family Stone umsetzen würde: die Band als multikulturelle Familie.

Dieses Hautfarbe transzendierende Potential der Pop-Musik erkannte er auch in seinem nächsten Job als Radio-DJ, bei dem er weiße Bands wie The Beatles und The Rolling Stones Seite an Seite mit schwarzer Soul-Musik auflegte. Gleichzeitig arbeitete Stewart auch als Produzent für das Label Autumn Records, für das er Bands wie The Mojo Men und The Great Society (die erste Band von Grace Slick) aufnahm. Parallel dazu war er als Studio-Keyboarder für Marvin Gaye, The Ronettes, The Righteous Brothers und Dionne Warwick aktiv.

1966 legte Stewart seinen Geburtsnamen ab. Gemeinsam mit der Trompeterin Cynthia Robinson, dem Bassisten Larry Graham, dem Saxophonisten Jerry Martini und dem Schlagzeuger Greg Errico gründete er im selben Jahr Sly & The Family Stone. Mit ihrem optimistischen, psychedelischen Funk-Rock waren sie einige Jahre lang eine der erfolgreichsten Bands der USA – ein Status, den sie nicht zuletzt mit einem gefeierten Konzert auf dem legendären Woodstock Festival 1969 zementierten.

„There‘s A Riot Goin‘ On“

Doch als die Dekade zu Ende ging, änderte sich etwas im Hause Stone: Infolge seines stetigen Kokain-Konsums wurde der Künstler zunehmend paranoider. Er verließ sein Haus nicht mehr ohne Bodyguards, während AktivistInnen der Black-Panther-Bewegung ein aufwühlendes Protestalbum von ihm verlangten. Sly Stone gab ihnen „There‘s A Riot Goin‘ On“. Es war das vielschichtigste Funk-Album, das die Welt bisher gesehen hatte, mit düsteren Drumcomputer-Beats, komplexen Overdub-Schichten und zynischen, gesellschaftskritischen Texten. Und in der Mitte versteckt: die subtile Protestverweigerung namens „Riot“.

„There‘s A Riot Goin‘ On“ sollte einer der letzten kreativen Höhepunkte im Leben von Sly Stone sein. Es folgten Dekaden voller Drogeneskapaden, Scheidungen, halbherziger Reunions und finanziellem Bankrott. 2009 erschien die Dokumentation „Coming Back For More“, die ein trauriges Bild von ihm zeigt: Ein obdachloser Lebemann, der entweder in billigen Motels oder in seinem Campingvan lebt.

Anlässlich seines Geburtstags wird Sly Stone auch im Programm von ByteFM gewürdigt. Seine Musik ist am 15. März 2018 im ByteFM Magazin um 10, 15 und 19 Uhr zu hören. Klaus Walter widmete ihm bereits am 6. Oktober 2013 eine Ausgabe seiner Sendung Was ist Musik – Mitglieder unseres Fördervereins „Freunde von ByteFM“ können die Sendung in unserem Archiv nachhören.

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