Was ist Musik Higher? Transzendenz mit Sly & The Family Stone
„Was erwarten wir heute von Kultur und was haben wir früher einmal erwartet? Wir müssen diese Erkenntnis erzwingen. Heute kann man in ein Café gehen und es läuft Blondie auf der Anlage. Das ist, als wäre 1980 Benny Goodmann dort gelaufen. In gewisser Weise waren die 1960er damals sogar weiter entfernt als sie es heute sind. Damit einher geht die massive Absenkung kultureller Erwartungen. Niemand denkt doch, dass es jemals wieder eine wirklich tolle Platte geben wird, so wie "Funhouse" von The Stooges oder "There's a riot goin' on" von Sly & The Family Stone. Und das ist für mich ein Zeichen für eine schwerwiegende Depression. Es wird weiter ein Tröpfeln von halbwegs interessanten Platten geben, aber die Vorstellung eines epochaeln, alles zerreißenden, wichtigen Werks, das die Regeln verändert, existiert nicht mehr.“
Dieser skeptische Befund stammt vom englischen Kritiker Marc Fisher, entnommen einem Gespräch in der neuen Ausgabe von Testcard, Oberthema: Transzendenz. „Higher“ ist denn auch der Titel einer 4-CD-Retrospektive von Sly & The Family Stone, die dieser Tage erscheint. Grund genug, eine einzigartige Band zu würdigen.
„Don't call me nigger, whitey, don't call me whitey nigger”, Nenn'mich nicht Nigger, Whitey, nenn' mich nicht Whitey, Nigger, fordern 1969 Sly & The Family Stone, und niemand wäre dafür besser geeignet. Nach ihrem triumphalen Auftritt beim Woodstock-Festival sind Sly & The Family Stone eine der populärsten Bands des Planeten. Und die fleischgewordene Utopie der Integration. Sly Stone hat sich eine Famlie zusammengestellt, die nicht nur aus schwarzen Männern besteht. „You have guys and girls, blacks and whites, that´s where the input comes from, that's where the sound comes from.”
Frauen und Männer, Schwarze und Weiße, daher der Input, daher der Sound – so beschreibt Sly Stone seine Family. Für einen historischen Augenblick scheint das Ideal einer Gesellschaft greifbar, in der niemand wegen Hautfarbe oder Geschlecht benachteiligt ist. Eine Gesellschaft, in der die Träume der Bürgerrechtsbewegung Realität geworden sind. Aber dann dreht sich der Wind, die utopischen Ideale von Sly Stone und anderen Musikern dieser Epoche kommen aus der Mode, so die Diagnose des Kritikers Marshall Lewis, Autor einer Biografie über Sly & The Family Stone.
„Alles, wofür diese Band gestanden hatte, war nicht mehr hip. Treibende Kräfte des gesellschaftlichen Wandels wurden ermordet, der gerissene Betrüger Richard Nixon zog ins Weiße Haus ein. Das Konzept der Integration, für das Sly & The Family Stone standen, wurde in Frage gestellt. Und es wurde klar, dass von der Bürgerrechtsbewegung nur die schwarze Mittelklasse profitiert hatte.“ Wenn nur die Mittelklasse profitiert, dann suchen die unteren Klassen andere Wege. Für Schwarze aus schwierigen Verhältnissen gibt es drei Aufstiegsoptionen: sie können Sportler werden, Showstar oder Gangster. So gesehen ist das Ende der hippen Integration von Sly & The Family Stone die Geburtsstunde der Gangster-Ökonomie.
„Sly Stones Beitrag zur Musikgeschichte ist deshalb so bedeutend, weil es der Band gelang, aus den Musikstilen, die vor ihrer Zeit angesagt waren und zeitgenössischem Sound eine komplett neue Melange zu erschaffen”, sagt Chuck D. von Public Enemy. „Dazu kam die Zusammenstellung der Band: unterschiedliche Geschlechter, unterschiedliche Hautfarbe – das Gesamtpaket machte Sly und seine Truppe außergewöhnlich und einfach funky. Außerdem darf man nicht vergessen, dass die Musiker nicht nur Instrumente bedienten und sangen, sondern in ihren Texten auch eine Botschaft an das Publikum vermittelten.”
Dieser skeptische Befund stammt vom englischen Kritiker Marc Fisher, entnommen einem Gespräch in der neuen Ausgabe von Testcard, Oberthema: Transzendenz. „Higher“ ist denn auch der Titel einer 4-CD-Retrospektive von Sly & The Family Stone, die dieser Tage erscheint. Grund genug, eine einzigartige Band zu würdigen.
„Don't call me nigger, whitey, don't call me whitey nigger”, Nenn'mich nicht Nigger, Whitey, nenn' mich nicht Whitey, Nigger, fordern 1969 Sly & The Family Stone, und niemand wäre dafür besser geeignet. Nach ihrem triumphalen Auftritt beim Woodstock-Festival sind Sly & The Family Stone eine der populärsten Bands des Planeten. Und die fleischgewordene Utopie der Integration. Sly Stone hat sich eine Famlie zusammengestellt, die nicht nur aus schwarzen Männern besteht. „You have guys and girls, blacks and whites, that´s where the input comes from, that's where the sound comes from.”
Frauen und Männer, Schwarze und Weiße, daher der Input, daher der Sound – so beschreibt Sly Stone seine Family. Für einen historischen Augenblick scheint das Ideal einer Gesellschaft greifbar, in der niemand wegen Hautfarbe oder Geschlecht benachteiligt ist. Eine Gesellschaft, in der die Träume der Bürgerrechtsbewegung Realität geworden sind. Aber dann dreht sich der Wind, die utopischen Ideale von Sly Stone und anderen Musikern dieser Epoche kommen aus der Mode, so die Diagnose des Kritikers Marshall Lewis, Autor einer Biografie über Sly & The Family Stone.
„Alles, wofür diese Band gestanden hatte, war nicht mehr hip. Treibende Kräfte des gesellschaftlichen Wandels wurden ermordet, der gerissene Betrüger Richard Nixon zog ins Weiße Haus ein. Das Konzept der Integration, für das Sly & The Family Stone standen, wurde in Frage gestellt. Und es wurde klar, dass von der Bürgerrechtsbewegung nur die schwarze Mittelklasse profitiert hatte.“ Wenn nur die Mittelklasse profitiert, dann suchen die unteren Klassen andere Wege. Für Schwarze aus schwierigen Verhältnissen gibt es drei Aufstiegsoptionen: sie können Sportler werden, Showstar oder Gangster. So gesehen ist das Ende der hippen Integration von Sly & The Family Stone die Geburtsstunde der Gangster-Ökonomie.
„Sly Stones Beitrag zur Musikgeschichte ist deshalb so bedeutend, weil es der Band gelang, aus den Musikstilen, die vor ihrer Zeit angesagt waren und zeitgenössischem Sound eine komplett neue Melange zu erschaffen”, sagt Chuck D. von Public Enemy. „Dazu kam die Zusammenstellung der Band: unterschiedliche Geschlechter, unterschiedliche Hautfarbe – das Gesamtpaket machte Sly und seine Truppe außergewöhnlich und einfach funky. Außerdem darf man nicht vergessen, dass die Musiker nicht nur Instrumente bedienten und sangen, sondern in ihren Texten auch eine Botschaft an das Publikum vermittelten.”
Weitere Ausgaben von Was ist Musik
Playlist
1. |
French Fries / Danse A La Musique Higher! / Epic Legacy |
… |
2. |
French Fries / Small Fries Higher! / Epic Legacy |
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3. |
Sly & The Family Stone / Every Day People Higher! / Epic Legacy |
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4. |
Rula Brown / Every Day People Brandnew Second Hand / Ryko |
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5. |
Joan Jett & The Blackhearts / Every Day People Joan Jett & The Blackhearts / MCA |
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6. |
Arrested Development / People Every Day People Every Day / Cooltempo |
… |
7. |
Sly & The Family Stone / Everybody Is A Star Higher! / Epic Legacy |
… |
8. |
Primal Scream / Star Star / Sony |
… |
9. |
Big Youth / Every Nigger Is A Star Jamming In The House Of Dread / ROIR |
… |
10. |
Sly & The Family Stone / Don't Call Me Nigger, Whitey Stand! / Epic |
… |
11. |
Sly & The Family Stone / Just Like A Baby There's A Riot Goin' On / Epic |
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12. |
Sly & The Family Stone / Thank You For Talking To Me Africa There's A Riot Goin' On / Epic |
… |
13. |
Magazine / Thank You The Correct Use Of Soap / Virgin |
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14. |
The Colour Field / Runnin' Away Runnin' Away / Chrysalis |
… |
15. |
The Raincoats / Runnin' Away Runnin' Away / Rough Trade |
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16. |
Sly & The Family Stone / Runnin' Away Higher! / Epic Legacy |
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17. |
Paul Haig / Runnin´Away Runnin' Away / Crepuscule |
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18. |
Rocko Schamoni / Wegrennen Showtime / Trikont |
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19. |
Sly & The Family Stone / If You Want Me To stay Fresh / Elektra |
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20. |
Sly & The Family Stone / Hot Fun In Summertime Higher! / Epic Legacy |
… |
21. |
Janet Jackson / On And On Remixed / Virgin |
… |
22. |
Sly & The Family Stone / Family Affair Higher! / Epic Legacy |
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23. |
Kid Frost / La Familia La Familia / Virgin |
… |
24. |
Sly & The Family Stone / Space Cowboy Higher! / Epic Legacy |
… |
25. |
Sly & The Family Stone / High Higher! / Epic Legacy |
… |
26. |
Swamp Dogg / If It Hadn't Been For Sly Best Of 25 Years / Virgin |
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27. |
Herbie Hancock / Sly Headhunters / Columbia |
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