Wer? Was? Warum? ByteFM Redakteure besprechen eine Auswahl aktueller Neuerscheinungen.
Wer? Im Jahr 2008 schaffte es eine Band, die Herzen gefühlt aller musikinteressierten Menschen im Sturm zu erobern. Die Rede ist von den Fleet Foxes, die den Folk in frisches Gewand gehüllt wiederaufleben ließen, als wäre zwischen den 1960er Jahren und dem Jetzt überhaupt keine Zeit vergangen. In ebenjenem Jahr 2008 ist das schlicht nach der Band benannte Debütalbum „Fleet Foxes“ der fünf Musiker aus Seattle um den Sänger und Gitarristen Robin Pecknold erschienen. Mittlerweile ist die Bandbesetzung um ein weiteres Mitglied, Morgan Henderson, Bassist der früheren Post-Hardcore-Band Blood Brothers, auf nun sechs Leute angewachsen.
Was? Mit ihrem neuen Album „Helplessness Blues“ setzen die Fleet Foxes konsequent fort, was sie auf „Fleet Foxes“ begonnen haben. Gezupfte Akustikgitarren treffen auf himmlischen Harmoniegesang, der die Stimme des Hauptsängers Robin Pecknold wunderbar umhüllt und von bedächtig und zurückhaltend eingesetzter Perkussion untermalt wird. Bisweilen erinnert das – wie im Eröffnungsstück „Montezuma“ – auch etwas an die amerikanischen Kollegen Grizzly Bear, die Folk ebenfalls neu interpretieren, allerdings auf ihre eigene, ganz andere Weise. Der Multiinstrumentalist Morgan Henderson erweitert das gewohnte Instrumentarium um Holzbläser, Kontrabass, Violine und mehr. Lieder zu schreiben, die ohne große Umschweife, aber dennoch nachhaltig berühren, ist das Metier der Fleet Foxes. Eines der besonders herausragenden Stücke ist das achtminütige „The Shrine / An Argument“, das zunächst mit gewohnten Elementen spielt, nach sechseinhalb Minuten jedoch urplötzlich ein berauschend hektisch gespieltes Saxofon in den Raum wirft, Klänge also, die man von den Fleet Foxes bislang doch noch nicht kannte. Dazu passt auch das nachfolgende „Blue Spotted Tail“, welches uns Pecknolds einnehmende Stimme, ohne sie durch Hall zu vernebeln, sehr direkt, mit nur einer einzigen Akustikgitarre unterlegt, nahe bringt.
Warum? Der kalifornische Ort Big Sur hatte einen großen Einfluss auf das Album. Big Sur ist laut Pecknold eine unfassbar schöne Gegend mit einer Bergkette, deren Ausläfer ins Meer eintauchen. Eine dieser Landschaften also, die auch immer eine gewisse Melancholie ausstrahlen. Diese Melancholie klingt stets in der Musik der Fleet Foxes mit, drückt sich in von Weltschmerz geprägten Texten und in Songtiteln wie „Helplessness Blues“, dem Blues der Hilflosigkeit, aus. Nie ist diese Melancholie hoffnungslos, vielmehr schenkt sie Hoffnung, welch großartige Zeiten dem Folk in der Neuzeit noch bevorstehen. Das zweite Album der Fleet Foxes ist durch und durch ein stimmiges Werk, das nach dem Mittelpunkt sogar noch ein bisschen packender und fesselnder ist als noch auf der ersten Hälfte. Hier gibt es ungemein berührende instrumentale Passagen wie das Interludium „The Cascades“ zu hören, bevor im Stück „Lorelai“ schon wieder die hochgradig bewegenden Harmonien zurückkehren – ein Harmoniegsang, der sich in „The Plains / Better Dancer“ in Sphären steigert, als wäre er nicht von dieser Welt. „Helplessness Blues“ lässt Altbewährtes, garniert mit neuen feinen Nuancen, in frischem Glanz erstrahlen. Die Fleet Foxes setzen auf das, was sie können, steigern sich gar noch in ihrer Kunstfertigkeit und setzen es mindestens ebenso ansprechend wie auf der ersten Platte um. Mit ihrem Zweitling haben sie ein Werk geschaffen, das ein Genuss ist und jede Sekunde des Hörens größer wird.
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1 KommentareFleet Foxes im Bartwuchs-Fieber : ByteFM Magazin
Apr 29, 2011[…] Rezension zum aktuellen Fleet-Foxes-Album “Helplessness Blues” findet Ihr hier. Mit ihrem Debüt haben die Fleet Foxes 2008 das Singer/Songwriter-Flair unter's Volk gebracht. […]