The Soft Moon – "Zeros"

The Soft Moon - ZerosVÖ: 09.11.2012
Web: thesoftmoon.com
Label: Captured Tracks

Eigentlich war das alles gar nicht so gedacht. Zwei Lieder hatte Luis Vasquez geschrieben, hatte darin seine Kindheit verarbeitet, sich einfach mal ausgekotzt. Dem Label Captured Tracks haben diese zwei Lieder dann so gut gefallen, dass es zwei Singles veröffentlichte, das Debütalbum „The Soft Moon“ folgte kurz darauf. Alles ging furchtbar schnell: Vasquez hat erst nach den Aufnahmen zu „The Soft Moon“ begonnen, eine Band zusammenzustellen.

Jetzt gibt es die Nachfolger-LP „Zeros“. The Soft Moon ist es hier gelungen, mehr wie The Soft Moon live zu klingen, die ganzheitlichen Erlebnisse mit Klang- und Bildlandschaften auf Platte zu pressen – selbst ohne die typischen schwarz-grau-rot-weißen Visuals. Diese bleiben trotzdem weiterhin das Leitmotiv und das exakte Abbild von The Soft Moons Klang. So und nicht anders müsste das aussehen, was man hört.

Was man hört, ist eine musikalische Zeitreise. Zurück zu Joy Division, Sonic Youth, Suicide und The Danse Society. Neo-Post-Punk wurde das schon getauft, inspiriert von Krautrock und ganz viel New Wave. Da sich Vasquez weiterhin mit Texten sehr zurückhält, bekommt man dafür viel Interpretationsspielraum. Wenn er doch mal ins Mikrofon atmet/schreit/flüstert, wie in „Crush“, klingt das magisch, verführerisch. „Crush, we made a star“, singt er da, wieder und wieder. Man will hinterher, rein in den Strudel, und ist, wenn man bei „Crush“ (sechster Track) angelangt ist, schon mittendrin. Gesang, Bässe, Gitarren, Synthesizer, auf „Zeros“ ist alles bis zum Anschlag verzerrt, es rauscht, fiept, ratscht und knallt. Die Drums, Dosen und das, worauf sonst noch so rumgehauen wurde, bleiben dabei klar und geben die Richtung an im nostalgisch-gespenstischen Soundwald.

„Zeros“ sollte anders werden als „The Soft Moon“: Mastermind Vasquez ging es hier nicht mehr um seine Kindheit in der kalifornischen Wüste, sondern ums Erwachsensein. Wie ein Buch sollte es werden, mit Einleitung, Hauptteil und Schluss. Seine Protagonisten sind Gefühle, Ängste, Träume – in Geräusche gepresst und auf den Hörer losgelassen. Einleitung und Schluss sind bei „Zeros“ übrigens fast gleich. Die Platte fängt mit „It Ends“ an, wummernd, gespannt, der Track endet mit schnellen Atemzügen und Herzklopfen. Der letzte Track ist „ƨbnƎ tI“; „It Ends“ rückwärts abgespielt, was noch viel mehr an Horrorfilme denken lässt als der Anfang.

Und dazwischen gibt es also tatsächlich den Hauptteil, die Songs sind stimmig, greifen Elemente voneinander auf, verarbeiten sie weiter. „Machines“ leitet den Spannungsbogen ein, das oben erwähnte „Crush“ und „Die Life“ bilden so etwas wie den Höhepunkt. Als vorletztes Lied sticht „Want“ jedoch noch mal hervor. Hier wird mit Schellen geklimpert, man hört Ratschen, das Schlagzeug galoppiert, „I want it, can’t have it“, seufzt Vasquez über dem einen (!) überdrehten Gitarrenanschlag. Wenn es nicht so schön wäre, könnte man es Punk nennen, und dann ist es viel zu schnell vorbei.

Alle Songs auf der Platte haben etwas Verstörendes an sich, etwas Gespenstisches; wäre „Zeros“ ein Buch, wäre es ein sehr düsteres. Und trotzdem: Vieles kommt einem bekannt vor, es schwingt so etwas wie eine New-Wave-Nostalgie mit. Auf Live-Konzerten wird dieses Gefühl hoffentlich auch wieder von schwarz-grau-rot-weißen Visuals auf Leinwand gebracht, an denen man sich gar nicht sattsehen kann, während man im Mahlstrom von The Soft Moon tanzt, rauscht, rockt und träumt.

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