Washed Out – „Mister Mellow“ (Album der Woche)

Von ByteFM Redaktion, 26. Juni 2017

Cover des Albums Mister Mellow von Washed OutWashed Out – „Mister Mellow“ (Stones Throw)

Washed Out – der Name ist Programm bei diesem Projekt. Als Ernest Greene aus dem US-Staat Georgia 2009 mit der EP „Life Of Leisure“ debütierte, wurde gleich der „Summer of Chillwave“ ausgerufen. Die Songs von Green klangen so schön ausgewaschen wie deine Lieblingsjeans nach fünf Sommern. Wer weniger hipsterironisch unterwegs ist, hätte Washed Out damals einfach in die Dreampop- statt in die Chillwave-Schublade gesteckt. Aber in der Tat schwingen schon seit den Anfangstagen des Projekts ganz unterschiedliche Töne mit. Sein Songwriting sei vor allem von HipHop inspiriert, sagt Greene. Wie passend, dass er mit „Mister Mellow“ nun beim Label Stones Throw gelandet ist – bekannt für ambitioniert-facettenreiche Platten zwischen Rap, Funk und Psychedelic.

Das, was alle Veröffentlichungen von Washed Out zusammenhält, ist die Lässigkeit, die sie ausstrahlen, und der Funke Melancholie, der immer mitschwingt: glitzernde Arpeggios, warme Bässe, schwerelose Rhythmen. In dem Sinne steht „Mister Mellow“ den bisherigen Alben von Washed Out ganz nah. Was sich geändert hat, ist die Klangpalette. An die Stelle der soften Gitarren, die auf Greenes letztem Album „Paracosm“ zentral waren, ist ein Kaleidoskop aus Samples getreten: Streicher, Trompeten, Glockenspiel und Cowbell, aber auch heißlaufende Motoren, fernes Lachen und Stimmfetzen aus YouTube-Videos. All das lässt Washed Out in den Songs von „Mister Mellow“ aufgehen in House und Disco, HipHop und Psych Pop, in entspannt wummernden Bassdrums und tropical Melodien.

So entsteht ein klebriger Sog, der jeden Anflug von schlechter Laune mit sich nimmt. Verstärkt wird der durch die visuelle Komponente des Albums. Jeder Song auf „Mister Mellow“ bekommt sein eigenes Video, für jedes Stück hat sich Ernest Greene mit einem anderen Künstler beziehungsweise einer anderen Künstlerin zusammengetan. Eine Kostprobe bietet bereits das Video zu „Get Lost“, gemacht von Harvey Benschoter: eine animierte Collage aus Reklame-Schnippseln, die kalifornische Sorglosigkeit demonstriert. Im Bildlichen kommt auch das Thema von „Mister Mellow“ etwas stärker durch als in den Songs an sich: Der Weltschmerz der Millenials, die eigentlich ziemlich gute Leben führen. Sich Sorgen machen, nur um ein paar Sorgen zu haben. „Mister Mellow“ gibt alles, die wegzuwischen.

Veröffentlichung: 30. Juni 2017
Label: Stones Throw

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