Neue Platten: Mohna – "The Idea Of It"

Von Diviam Hoffmann, 17. Februar 2012

(Sunday Service)(Sunday Service)

7,0

Während die Sängerin Mona Steinwidder alias Mohna auf ihrem ersten Album ihre ersten neun Kindheitsjahre (zum Glück ganz ohne eine „Gute-alte-Zeit“-Melancholie) resümierte und in einigen Kreisen relativ großes Interesse erzeugte, gibt sie auf ihrem neuen Album keine epochale Eingrenzung. In „The Idea Of It“ geht es um Gedanken und Gedankenstrukturen, um die Idee von etwas, wie man auf Englisch besser sagen kann. Sie meint allerdings keine bestimmten Ideen, sondern eher abstrakte Vorstellungen und den Prozess des Nachdenkens. Es geht um den Geist, der in eine Falle tappen kann, wie im Song „Laughter“ erzählt oder um die Wahrnehmung von Zeit, wie im Song und Video zu „To Do“.

Durch ihren ruhigen Stil wirkt dieser Gang durch Gedanken- und Gehirngänge nahezu mystisch-lautmalerisch dargestellt. Meist beschränkt sich die Begleitung von Mohnas Gesang auf wenige Instrumente, die sich steigern und wieder verlieren: Klavier, mal ein Blasinstrument, mal ein begleitender Bass, der wieder verschwindet und durch andere Klänge ergänzt wird. Wie viel Elektronik da im Spiel ist oder um welches Instrument es sich handelt, ist dabei nicht immer herauszuhören – ist es eine Triangel oder Gläserklirren, eine Basstrommel oder Schläge gegen das Mikro?

Das Ganze wirkt dabei sehr intim. Als wäre man dabei, wenn Mohna sich an ein großes Klavier oder heimlich an einen Flügel setzt und jemand „Geräusche“ ergänzt, auch mal etwas dissonant. Dieser Stil wird gerne „minimalistisch“ oder „einfach“ (im positiven Sinn) genannt. Doch beschränken sich die Kompositionen nicht immer auf Einfachheit, denn im Hintergrund passiert viel bei Mohna und darauf sollte man achten. Ihre Stimmlage und -färbung zeigt dabei die momentan beliebte Zerbrechlichkeit, die Björk mal etabliert hat und zuletzt u. a. Dillon wieder aufnahm.

Einige Titel (zum Beispiel „Crafts“ oder „Laughter“) lohnen sich wirklich, anderes wirkt fast schon zu gefällig, zu nett. So auch Stellen der Single „To Do“, die durch eine Gitarrenmelodie und dramatische Pausen ergänzt ist. Von diesem Lied gibt es allerdings einen tollen, mit einem sehr zurückhaltenden Housebeat unterlegten Remix von Lorin Sylvester Strohm, der den Song noch einmal ganz anders zeigt. Lorin Strohm ist seines Zeichens Bandkollege von Mohna bei Me Succeeds, deren neues Album vergangenen Dezember erschien.

Entstanden ist Mohnas Album als praktischer Teil der Diplomarbeit der Sängerin, zusammen mit dem typografisch-schlichten Albumlayout und einem gezeichneten Teil, der in sehr limitierter Stückzahl auch zu haben war. In den Credits des Albums dankt sie ihren Profs. Mohna nennt sich selbst eine „Autodidaktin“ und produzierte ihr Album so auch mithilfe von Lorin Strohm, Sebastian Kokus (ebenfalls Me Succeeds), Thomas Korf und Ben Schadow in Eigenregie. Alles scheint noch sehr klein, sehr selbstständig, was gut für das Album ist, denn so selbst gemacht klingt es auch.

Das Fazit für „The Idea Of It“ fällt ziemlich gut aus, ein Anspielen ist das Album allemal wert. Kommentare nennen es „oh, schön“ oder „sweet“, so kann es schnell zu sanft, zu langweilig oder einfach, auf der anderen Seite aber auch zu „geräuschig“ klingen und trotz oder gerade wegen seiner Intimität ein bisschen aufgesetzt, gewollt künstlerisch und individuell wirken. Jedoch ist Mohnas „The Idea Of It“ mehr als nur schöne Träumermusik und erzwungene Individualität. Wenn man ihr glaubt und versucht zu folgen, ist es ehrlich und interessant komponiert, dabei keinesfalls melodisch langweilig oder monoton.

Label: Sunday Service | Kaufen

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