Slowdive – Slowdive (Rezension)

Von Julian Krüger, 10. Mai 2017

Cover des Albums Slowdive Slowdive – „Slowdive“ (Dead Oceans)

Veröffentlichung: 5. Mai 2017
Web: Slowdiveofficial.com
Label: Dead Oceans

7,6

Sugar for the Pill ist die erste Single auf dem selbst betitelten Comeback-Album von Slowdive. Die britische Bandreihte sich im Jahr 2014 in die Riege der Reunions ein, die im Laufe der vergangenen Jahre in der Musiklandschaft aus dem Boden sprossen. In den Jahren 1989 bis 1995 starrten die Briten konstant auf ihre Schuhe, wenn man der augenzwinkernden Genrebezeichnung Shoegaze Glauben schenken darf. Das Album „Souvlaki“ von 1993 gilt bis heute als Klassiker dieses Genres, in dem die Regler von hallenden Gitarreneffekten gerne mal voll aufgedreht werden.

Nach 20 Jahren standen Slowdive also wieder auf der Bühne, mit der selbst betitelten LP ist nun das erste Album seit 1995 erschienen. Im Jahr 2017, in dem dank Smartphones der gesenkte Kopf fest zum Stadt- und Konzertbild gehört, ist der Blick auf das Schuhwerk längst auch musikalisch wieder salonfähig. Slowdive klingen auf ihrem neuen Album „Slowdive“ dem ziemlich ähnlich, mit dem man sie in den Neunzigern schätzen gelernt hat, wenn auch ein wenig klarer produziert. Die Band baut noch immer dichte Soundwände auf, die durch den verträumten Gesang direkt wieder so schön zerbrechlich wirken.

Vielseitigkeit lässt die neue LP dabei nicht vermissen, die dynamische Spannweite von „Slowdive“ ist so weit wie eh und je. Während „Star Roving“ poppig, ja fast schon hymnisch daherkommt und alle Effektregister zieht, ist der letzte Track „Falling Ashes“ von einer steten klaren Pianomelodie durchzogen und entsprechend reduziert. „Sugar For The Pill“ liegt als lupenreiner Popsong irgendwo dazwischen. Allgemein ist das Album durchgehend eingängiger Natur, verliert den Großteil seiner Gefälligkeit jedoch durch den dichten und verzerrten Sound, der so charakteristisch für das Genre ist.

Die Co-Sängerin und Gitarristin Rachel Goswell bezeichnete das Album treffend als „trip down memory lane“, ein Schwelgen in Erinnerungen. Der Stil des neuen Albums schließt also beinahe nahtlos an die alten Alben an. Sänger und Gitarrist Neil Halstead findet die Begründung: Die drei Alben der 90er-Jahre formten durch die Liveauftritte einen Flow in der Band, der sich auf dem neuen Album fortgesetzt hat.

Die Formel für „Slowdive“ funktioniert im Jahr 2017 deshalb so gut, weil der Blick zurück heutzutage ebenso häufig aufgeht. Die Synthies der 80er werden wieder ausgegraben, der 90er-Garage-Rock war gefühlt nie weg. Da ist es auch kein Drama, wenn der Blick auf die Schuhe eine neue Version der gleichen Schuhe von damals offenbart.

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