Vierundzwanzig Sieben 18.11.2013

„Wenn der Hamburger DJ Lawrence von seiner Zeit als Praktikant beim Majorlabel Universal berichtet, in der der A&R-Manager Tim Renner einen 'sektenhaften Ansatz pflegte' und die Angestellten 'körperlich und psychisch geschändet wurden', dann ist das die Julian Webers taz-Besprechung von "Mehr als laut, DJs erzählen", dem neuen Buch von Jürgen Teipel, gewissermaßen das „Verschwende deine Jugend“ in Techno.

Tim Renner, der mutmaßliche Praktikantenschänder, kam ungeschoren davon und kritisiert in der Süddeutschen sein ehemaliges Idol David Byrne, der ebendort einen „Aufschrei gegen die Musikdienste im Internet“ veröffentlicht hatte, Musikdienste „die Musikern die Lebensgrundlage rauben und uns die Musik.“

Keinen „Aufschrei“ aber einen „Abgesang“ von einer kompletten Seite formuliert Joachim Hentschel ebenfalls in der SZ. Seine Frage: „Was passiert mit der Popmusik, wenn es keine Verbindlichkeiten mehr gibt?“ Wir empfehlen ganz unverbindlich John Wizards, Kapstadts Finest. Und Die Goldenen Zitronen, Hamburgs Finest. Beide Bands waren letzte Woche in Frankfurt (respektive: Offenbach), zwei Konzerte, wie sie gegensätzlicher kaum hätten sein können.

Verbindlicher mitunter, als manch eine® braucht. „Wo ist zu Hause Mama?“ Fragte einst der Teilzeit-Landsberger Johnny Cash. Fragen von Heimat, Dazugehören, Ausgeschlossensein und How's life in Almanya? Solche Fragen thematisieren die Alben „Heimatlieder aus Deutschland“ und „Songs of Gastarbeiter“, in „24 7“ reden die Kompilatoren (oder sagt man Kuratoren) Imran Ayata und Mark Terkessidis. Vielleicht ist zu Hause doch nur der Tierpark Neumünster.