Best Coast – "The Only Place"

VÖ: 11.05.2012
Web: http://www.bestcoast.us/
Label: Wichita Recordings/PIAS

Als Ende April in den nicht nordwestlichen zwei Dritteln Restdeutschlands schlagartig Sommer wurde, fluchte ich nicht zum ersten Mal neidisch auf Hamburgs mieses Wetter. So ähnlich ging es vor ein paar Jahren auch einer Kalifornierin, die in New York lebte, und dort, durch den Regen nach drinnen gedrängt, vor dem amerikanischen Äquivalent von wetter.com mit Heimweh auf die kleine Sonne über ihrer Heimat blickte.

Denn eigentlich ist das auch der einzige Ort, an dem es sich aushalten lässt: „We’ve got the ocean, got the babes, got the sun, we’ve got the waves“, singt ebenjenes California Girl namens Bethany Cosentino im Titeltrack des neuen Best-Coast-Albums „The Only Place“. So weit, so unüberraschend – so Best Coast, die schon auf dem 2010er Debüt „Crazy For You“ und den vorangegangenen Singles und EPs mit einer Mischung aus einfachen Akkorden von fuzzy Reverb-Gitarren, „Uh-Huh-Uhs“, „Wah-Wah-Wahs“ und simplen Lyrics einen nach Strand duftenden Signature-Klang etablierten. Nach dem ersten Hördurchgang wirkt das, wie schon beim Debüt, vielleicht enttäuschend oder unspektakulär. Doch „The Only Place“ ist ein Grower. Die oben erwähnten Grundzutaten bilden zwar auch das Gerüst des Zweitwerks, die im Song „Better Girl“ selbst beschworene Weiterentwicklung Cosentinos liegt jedoch im Detail – so gibt es diesmal weder Songs über Gras und Katzen noch wird wieder ständig „crazy“ auf „lazy“ gereimt. Gleichzeitig sind Cosentinos vokale Fähigkeiten deutlich gereift, und Produzent Jon Brion (Aimee Mann, of Montreal, Elliott Smith und diverse Paul-Thomas-Anderson-Soundtracks) sorgte dafür, dass diese Stimme auch gehört wird. Auch wenn mich am Anfang gerade die verwaschene Soundästhetik der ersten EPs – quasi Instagram-Ästhetik in Musik übersetzt, Stichwort Retro – verrückt nach Best Coast machte, will ich, wie Jan Müller einst so schön sang, kein Lo-Fi-Spießer sein, denn gerade die klarere Produktion des in den berühmten Capitol Hill Studios, in denen sogar schon Ol‘ Blue Eyes trällerte, aufgenommenen „The Only Place“ führt durch die Hinwendung zu einer manchmal fast countryesken Ästhetik zu einer früher nur leicht angedeuteten konsequenten Entwicklung Bethany Cosentinos zu einer Skeeter Davis unserer Tage. Kurz gesagt: Schmachten zum darin Ergötzen, für Leute, die auch Werther mochten. Damit haben Best Coast sicher nicht den schlechtesten Pfad gewählt.

Bleibt nur zu hoffen, dass ihnen nicht der Saft ausgeht, denn die sonst vor Kreativität geradezu sprudelnde Bethany hat hier zwei alte und bereits vor Monaten bzw. Jahren veröffentlichte Titel neu aufgenommen und in die Tracklist gepackt. Ausdruck von Zeitdruck oder Schaffenskrise? Hoffentlich nicht, denn von Best Coast darf man noch Großes erwarten.

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Diskussionen

1 Kommentar
  1. posted by
    David
    Mai 7, 2012 Reply

    Der Song eben im Magazin war jedenfalls schon mal geil!

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