Automatic – „Signal“ (Album der Woche)

Cover des Albums „Signal“ von Automatic

Automatic – „Signal“ (Stones Throw Records)

Optimismus ist ein immer selteneres Gut im Pop. Und das hat seine Gründe. „Die Welt ist im Arsch“, sagen Automatic. „Keine Ahnung, wie ein Musiker sagen könnte: ‚Das ist alles toll.’“ Das Post-Punk-Trio aus Kalifornien versucht gar nicht erst, den Status quo schönzureden und legt stattdessen ein unterkühltes, angemessen mies gelauntes Debütalbum vor. Es heißt „Signal“ – und es geht direkt ins Mark.

Der Albumopener „Too Much Money“ macht nicht nur die antikapitalistische Grundhaltung dieser Band deutlich – er demonstriert binnen Sekunden die Soundästhetik, die Automatic im Verlauf dieser elf Songs gnadenlos durchexerzieren. Izzy Glaudinis Synthesizer-Riffs fließen wie Eis durch die Venen. Halle Saxons Bass pumpt wie eine Nagelpistole. Und Lola Dompé peitscht unnachgiebig auf ihre Drums ein (Fun Fact: Dompé stammt aus royalem Post-Punk-Hause, ihr Vater ist Bauhaus-Trommler Kevin Haskins).

Automatic For The People!

Während andere, gleichgesinnte Post-Punk-Acts wie Bodega oder Preoccupations ihre kalten Tracks gerne in Gitarren-Noise münden lassen, verwehren Automatic uns diese Katharsis. Auf „Signal“ gibt es keine Explosionen, sondern stetige Wiederholungen und plötzliche Abbrüche. In ihrer Welt gibt es keinen cineastischen Abschluss, sondern abrupte Enden. Wie im echten Leben, möchte man meinen.

So klingen die Instrumente klar und unverschleiert, fasst schon nackt aus den Boxen. Verwirrung und Desorientierung stiftet der Gesang: Alle drei Bandmitglieder teilen sich die Vocals, lassen ihre lakonischen Stimmen mal abwechselnd, mal im Chor und mal sich ins Wort fallend von rechts und links, oben und unten gleichzeitig erklingen. „No feeling or desire / So what’s the point in trying?“, fragen diese Stimmen im Titeltrack.

Das mag jetzt vielleicht so klingen, als wäre „Signal“ eine dystopische Feel-Bad-Platte. Das ist nicht ganz richtig. Automatic verschließen sich nicht vor den grausamen Realitäten dieser Zeit – und verstehen es dabei, gleichzeitig aufzuwühlen und aufzuwecken. In „Calling It“ klingen ihre Stimmen abgestumpft und emotionslos, vom System zerrieben, doch die Musik tut das Gegenteil. Sie macht wach. Und öffnet Augen. Die Welt mag im Arsch sein – und Automatic verteilen musikgewordene Arschtritte.

Veröffentlichung: 27. September 2019
Label: Stones Throw Records

Bild mit Text: „Ja ich will Radiokultur unterstützen“ / „Freunde von ByteFM“

Das könnte Dich auch interessieren:



Deine Meinung

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.