The Burning Hell – „Ghost Palace“ (BB*Island)
Pop-Songs über den Tod gibt es wie Sand am Meer – kein Wunder, ist unser unausweichliches Ende doch eine der wenigen Gegebenheiten, die uns alle eint. Doch witzige Songs über unser Ableben? Also wirklich lustige? Die sind selten. Und genau hier kommen The Burning Hell mit ihrem neuen Album „Ghost Palace“ ins Spiel, das direkt mit so einem Lied beginnt. In „Celebrities In Cemeteries“ sinniert Sänger und Songwriter Mathias Kom über die Grabstätten berühmter Menschen – und die versteckten Vorteile, die der Tod als Promi mit sich bringt: „Unlike the unknown and the nameless / A hidden perk of being famous / You get visitors long after you’re no fun to be around“.
Ähnlich lakonisch beschreibt der Kanadier die Gräber von Jim Morrison, Gram Parsons oder Jimi Hendrix („Jimi Hendrix near Seattle / Parking there can be a battle …“). Und das von Morrissey? Ach ja, der ist ja noch gar nicht tot. Ein bitterböser Song über Tod und Starkult – und wirklich sehr lustig.
Der Tod ist nicht das einzige Thema, das die Band auf „Ghost Palace“ besingt. Doch er ist ein stetiger Begleiter. In „My Home Planet“ beschreibt Koms Protagonist in nicht so ferner Zukunft einer fremden Spezies unseren zerstörten Planeten. Und uns, die Menschheit, als eine Gruppe von acht Milliarden Billy Joels, die nicht zugeben wollen, das Feuer gelegt zu haben. Zwischen all den spitzen Pointen findet er auch Sätze, die in ihrer Wahrheit schmerzen: „We hate being alive but we don’t want to die.“
Apokalypse, Tod und Chianti
In den tiefen des Weltalls spielt auch „Luna FM“, ein Song aus der Perspektive des ersten und einzigen DJs auf dem Mond: „I have to do the weather now, which is always disappointing / Just don’t ever go outside, it’s either freezing or blood-boiling.“ In „Bottle Of Chianti, Cheese And Charcuterie Board“ widmet er sich dem Luxus, mit dem wir uns vom drohenden Ende ablenken, während der Titelsong Fragen darüber stellt, was nach dem Ende bleibt – „remembering a place that won’t remember me“.
Diese wortlastigen, schwarzhumorigen Texte sind bekannt in der Welt von The Burning Hell. Kom und sein einziges konstantes Bandmitglied Ariel Sharratt haben im Verlauf der vergangenen zehn LPs ihre spitze Feder schon oft unter Beweis gestellt. Was auf „Ghost Palace“ tatsächlich neu ist, ist die musikalische Spielfreude. Mit an The Magnetic Fields erinnernder Vielseitigkeit schrammeln Kom und Sharratt sich auf dieser bunten Platte durch die Genres, vom mit Steel-Drums verzierten Karibik-Pop von „Brazil Nuts And Blue Curaçao“ über den verzerrten Lo-Fi-Power-Pop von „My Home Planet“ bis zur fragilen Ukulelen-Ballade „What Does It Do And How Does It Work“.
Textlich ist „Duck vs. Decorated Shed“ eine komplexe Abhandlung über die Architektur-Theoretiker*innen Robert Venturi und Denise Scott Brown (was auch sonst!), doch musikalisch ist es ein leichtfüßiger Country-Song. „Bottle Of Chianti …“ kombiniert Synth-Pop mit verspielten Kontrabass-Grooves. Musik, die dafür sorgt, dass einem*r trotz all des Totengesangs das Lachen nicht im Halse stecken bleibt.
Veröffentlichung: 7. März 2025
Label: BB*Island