Album der Woche: Andreas Dorau – „Aus Der Bibliothèque“ & „Hauptsache Ich!“

Andreas Dorau - Aus Der Bibliothèque & Hauptsache Ich!VÖ: 17. Januar 2014
Web: facebook.com/andreasdorau
Label: Bureau B

Was kann man noch einleitend zu Andreas Dorau sagen, das nicht schon längst Erwähnung in den Anfangspassagen der vielen Rezensionen zu seinen Werken fand? Vielleicht, dass der auf ewig jung klingende Dorau am 19. Januar 2014 seinen 50. Geburtstag feiern wird und zeitgleich auf mehr als dreißig Jahre popmusikalisches Schaffen zurückblicken kann. Die Neue Deutsche Welle hat ihn Anfang der 80er-Jahre mit seinem Song „Fred von Jupiter“ bekannt gemacht und er gilt seither als einer der schillerndsten Musiker, die Deutschland hervorgebracht hat – keine Frage.

Um das Jubiläum abzurunden, wird, mit ein wenig zeitlichem Vorsprung zu seinem Wiegenfest, die 21 Songs umfassende Retrospektive „Hauptsache Ich!“ bei dem Hamburger Label Bureau B erscheinen. Die Werkschau spannt via Doppelalbum den Bogen zwischen jenen Anfängen des Künstlers, die sich auf dem Debüt „Blumen und Narzissen“ tummeln, bis hin zur aktuellsten Dorau-Produktion „Aus der Bibliothèque“, die das mittlerweile neunte Album ist und zeitgleich mit dem auf CD und Vinyl gepressten Blick in die Vergangenheit bei Bureau B erscheint.

Auf dem neuen Langspieler ist auch eine weitere Hamburger Musikgröße zu finden: Die Liga der gewöhnlichen Gentlemen haben sich verpflichtet, Dorau mit all ihrem Equipment zur Seite zu stehen. So sind sie es, die für den ordentlichen Bandsound des Albums mitgesorgt haben.

Erfreulicherweise bleibt Andreas Dorau sich selbst und seiner Anhängerschaft auch mit dieser Platte hörbar treu, denn egal ob Tracklist abwärts oder aufwärts gehört, erstmalig oder zum wiederholten Male dem Popambiente ausgeliefert: Die neuen Melodien setzen beim Eintreffen im Ohr Glücksgefühle frei.

Dass in dem Song „Tannenduft“ eigentlich der Hamburger Serienmörder Fritz Honka besungen wird, fällt vor lauter Friede-Freude-Eierkuchen-Melodien aus diesem Grund fast gar nicht auf. Die Zeilen des Refrains wie „Tannenduft und Leichengeruch, was mag in den Plastiktüten sein?“ laden zum heiteren Mitsummen ein und trotzen der düsteren Hintergrundgeschichte.

Für Ideen wie diese bediente sich Dorau nicht der schnöden Recherche im Internet, sondern wählte den etwas angestaubten Gang in die Bibliothek. Genauer noch, in die Abteilung für Hamburgische Geschichte der Zentralbibliothek. Und dieser Institution in ebendieser Hansestadt widmet Dorau dann gleich ein ganzes Album und im Speziellen seinen Opener „Hühnerposten“. Der Einstieg in sein Album ist eine wahre Tanzflächenperle, die sich schon morgens zum Zähneputzen ziemlich gut mitgurgeln lässt – Bücher und andere Leihausgaben wurden wahrscheinlich noch nie so schön besungen wie hier.

Andreas Dorau kann getrost aus der Ansammlung deutscher Singer-Songwriter- und Popmusikhelden ausgezuklammert werden, denn sein Gespür für schillernd-leuchtende Popmelodien ist viel zu eigensinnig für einen Vergleich. „Aus der Bibliothèque“ bietet 13 Songs, die vollgepackt sind mit eingängigen Für-Immer-Sonnenschein-Melodien und komödiantischen Texten, stellenweise sogar behaftet mit einer Spur Schlagerpathos, die Dorau über die volle Länge seiner Lieder wohl nie ganz loswerden möchte.

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