Angel Olsen – „Whole New Mess“ (Album der Woche)

Von ByteFM Redaktion, 31. August 2020

Bild des Albumcovers „Whole New Mess“ von Angel Olsen, das ByteFM Album der Woche ist.

Angel Olsen – „Whole New Mess“ (Jagjaguwar)

Angel Olsen ist eine Angeberin. Die Songs der Singer-Songwriterin aus Missouri mögen nicht unbedingt so klingen, doch „Whole New Mess“, ihr nun erscheinendes sechstes Studioalbum, ist eine ziemliche Leistung. Erst im vergangenen Jahr bewies sie mit „All Mirrors“, dass ihr intimer Indie-Folk-Pop auch als bombastische Astral-Musik funktioniert. Es war ein opulentes Pop-Album, das einem in maximaler Lautstärke das Herz bracht. Dabei half ihr ein großes Orchester. Nun bricht sie Dir das Herz noch einmal, mit den selben Songs. Diesmal aber ganz alleine, nur mit Stimme und Gitarre. Einfach nur, weil sie es kann.

Aus Epen werden Standards

Der „angeberische“ Eindruck entsteht natürlich nur im Kontrast zu „All Mirrors“. An und für sich betrachtet, ist „Whole New Mess“ eine Rückkehr zu Olsens Wurzeln, zum instrumental-minimalistischen, emotional-expressionistischen Indie-Folk ihres Debüts „Half Way Home“. Ihre Stimme ist vom Retro-Hall verwaschen und klebt trotzdem direkt am Ohr. Die Gitarre twangt einsam vor sich hin, wie in einer alten Ballade von Nancy Sinatra und Lee Hazlewood. Songs wie „All Mirrors“, „New Love Cassette“ oder „Lark“ klangen 2019 wie gigantische Epen, gegriffen aus dem Hier und Jetzt. Auf „Whole New Mess“ klingen sie wie alte Standards.

Die beiden neuen Songs des Albums, der Titeltrack und „Waving, Smiling“, fügen sich ganz fantastisch in dieses Konzept ein. Speziell Ersterer ist ein kleines Meisterstück im Spannungsaufbau, das im Dolly-Parton-Modus beginnt und mit leicht entrückter Dissonanz endet. Und das nur mit Stimme und Gitarre. Und dann noch Zeilen wie diese enthält: „Make a whole new mess / Celebrate the best / Take a photo for the press again.“

Wie derart präzise ausgearbeitete Kunst so anmuten kann, als wäre sie einfach aus dem Ärmel geschüttelt worden, bleibt Olsens Geheimnis. Angeberei ist in der Pop-Musik ja auch überhaupt nichts falsches. Hier ist schließlich eine der großen Künstlerinnen dieser Zeit am Werk. Da sollte man auf jeden Fall zuhören.

Veröffentlichung: 28. August 2020
Label: Jagjaguwar

Bild mit Text: „Ja ich will Radiokultur unterstützen“ / „Freunde von ByteFM“

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Diskussionen

1 Kommentare
  1. posted by
    Angel Olsen | Lenzburger Nachrichten
    Sep 29, 2020 Reply

    […] Angel Olsen – „Whole New Mess“ (Album der Woche) – ByteFM – 30.08.2020  · Angel Olsen ist eine Angeberin. Die Songs der Singer-Songwriterin aus Missouri mögen nicht unbedingt so klingen, doch „Whole New Mess“, ihr nun erscheinendes sechstes Studioalbum, ist eine ziemliche Leistung. Erst im vergangenen Jahr bewies sie mit „All Mirrors“, dass ihr. […]

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