Dâm-Funk – „DJ-Kicks“ (Rezension)

Cover des Albums DJ-Kicks von Dâm-FunkDâm-Funk – „DJ Kicks“ (!K7)

7,3

Wenn man auf Los Angeles zufliegt und die Maschine kurz vor der Landung noch diesen Wendeschlenker über dem Pazifik dreht, dann erst wird einem das ganze Ausmaß dieses Molochs zwischen dem Strand und den Hügeln so richtig klar. Es mag eine Binse sein, aber L.A. ist eine dieser ganz besonderen Städte, mit denen man auch dann ein Lebensgefühl und einen Sound assoziiert, wenn man noch nie dort war. Dâm-Funk ist ein bekennender Sohn und Bewunderer dieser Stadt, seine Musik der Soundtrack zum Fahrtwind, wahlweise auf dem Highway nach Santa Monica oder auf dem Crenshaw Boulevard.

Der 44-Jährige aus Pasadena tauchte vor sieben oder acht Jahren im Umfeld des Indie-HipHop-Labels Stones Throw auf und reist seitdem als plattenauflegender Botschafter des Funk um die Welt. Mit langsam wachsendem Erfolg besetzte er eine Nische, für die sich zu diesem Zeitpunkt kaum noch jemand ernsthaft interessierte, und sorgte mit einigen anderen DJs und Produzenten für ein Club-Revival von Boogie und Disco. Nun durfte er seinen eigenen Eintrag die in Geschichte der legendären DJ-Kicks-Mix-Reihe abliefern, und natürlich ist das Tracklisting eine Mischung aus rarem B-Boy-Stoff aus den Achtzigern und zeitgenössischer, elektronisch geprägter Funk-Fusion geworden, wobei der erfahrene DJ für ein stimmiges Gleichgewicht aus Instrumentals und Vocal-Tracks gesorgt hat.

Der Spannungsbogen beginnt mit klassischem Boogie und Disco der frühen Prince-Schule und entfaltet sich über Electro, Synth-Pop und Garage bis hin zu seinen eigenen Modern-Funk-Experimenten oder dem Retro-G-Funk des niederländischen Produzenten Henning. Zum Ende gibt es eine Eigenproduktion unter dem Projektnamen Nite-Funk, zusammen mit der Singer-Songwriterin Nite Jewel, und den für die Mix-Reihe üblichen, exklusiven Song „Believer“. Dazwischen wirft er Dollar-Bin-Platten wie Brandons 1987er Boogie-Schmeichler „Suzy Hijack“ in den Mix und lässt Platten, nach denen eigentlich kein Hahn mehr kräht, wieder interessant klingen. Natürlich zeigt er auch rare Schätze aus seiner Sammlung wie „Stand Up“ von Nexus, eine Italo-Disco-Maxi von 1983, für die man heute knapp 100 Euro hinlegen muss.

„DJ-Kicks“ bleibt stabil: Nach hervorragenden Ausgaben von Actress oder Moodymann enttäuscht auch Dâm-Funk nicht. Ein tiefenentspannter Mix, der uns für 80 Minuten in ein imaginäres L.A. entführt, in dem Rick James und Prince noch am Leben sind.

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