Kevin Morby – „City Music“ (Rezension)

Von Philipp Steffens, 14. Juni 2017

Cover des Albums Kevin Morby – „City Music“ (Dead Oceans)

7,0

Im April 2016 veröffentlichte Kevin Morby „Singing Saw“, sein drittes Soloalbum, mit dem der Musiker, der lange Zeit Teil der Bands Woods und The Babies war, sein Profil als Solokünstler weiter schärfte. Ein gutes Jahr später präsentiert der US-Amerikaner nun den Nachfolger „City Music“, der laut Morby ein Liebesbrief an all die Städte ist, die er nicht vergessen kann. Als Bezugspunkt dient diesmal nicht wie noch bei „Singing Saw“ der Mittlere Westen der USA, sondern das Greenwich Village der 1960er- und 1970er-Jahre, wo Künstlerinnen und Künstler wie Patti Smith oder Lou Reed rauchend auf schmutzigen Fußböden in winzigen Appartements lagen und an schäbige Zimmerdecken starrten.

Bereits mit dem Eröffnungssong „Come To Me Now“ bekräftigt Morby sein schwieriges Verhältnis zur Stadt an sich und besingt, dass er müde geworden ist, auf sie zu blicken. Immer in Erwartung darauf, dass der Mond aufgehen möge, sein verlässlicher Freund. Musikalisch ist „Come To Me Now“ eine Fusion aus Folk und Schlaflied, mit sanften, glockenartigen Klängen im Hintergrund, umrandet von einer Orgel aus dem 19. Jahrhundert. Dass Morby gerne gemächlich in seine Alben startet, zeigte er schon mit „Cut Me Down“ auf dem Vorgänger.

Abgesehen von dem vertrauten Einstieg in „City Music“ gibt sich Morby experimenteller als bei früheren Alben. Die Einflüsse von Country und Blues sind deutlich reduzierter, stattdessen gibt es mehr Surf-Allüren. Bei „Dry Your Eyes“ spielt Morby mit der Wahrnehmung des Hörers, indem er die Gitarre nur auf dem linken, sein Gesang auf dem rechten Kanal zu hören ist. Erst am Ende des melancholischen Songs treffen sich beide und fusionieren zu einem leicht disharmonischen Gebilde. Beinahe ein lautmalerisches Weinen.

Auch der titelgebende Song „City Music“ fällt in Teilen aus dem gewohnten Sound von Morby. Wortkarg gibt er sich hier, überlässt stattdessen einer Gitarre das Rampenlicht. Es ist die Melodie einer schwülen Sommernacht, die den Song beseelt, aber gleichzeitig auch schon sehr nach Psychedelic mit Insel-Feeling klingt. Diese Stimmung erkundet Morby auch mit „Tin Can“ weiter, das ebenso sommerlich klingt und seine Liebe zum Surf-Beat offenbart.

An dieser Stelle des Hörens fällt aber etwas schmerzlich auf: Keiner der bisher gehörten Songs ist einer, den man direkt danach ununterbrochen auf Repeat hören möchte. Daran ändern auch ein Song „Pearly Gates“ wenig, der das Ende des Albums einleitet und durch sphärische Chöre, eine Orgel und geschicktes Arrangement heraussticht. Es kanalisiert ein wenig den Charme, den andere markante Morby-Songs wie „Parade“ oder „I’ve Been To The Mountain“ hatten. Als vorletzter Song ist das aber zu wenig, damit „City Music“ nachhaltig im Gedächtnis bleibt.

Veröffentlichung: 16. Juni 2017
Label: Dead Oceans

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