Neue Platten: Suuns – "Images Du Futur"

Suuns - Images Du Futur (Secretly Canadian)Suuns – „Images Du Futur“ (Secretly Canadian)

8,0

Manchmal passiert das ja: Man ist nach der Bandprobe im Raum zurückgeblieben, um an den eigenen Gesangs-, Zupf- oder Effektgerätverkabelungskünsten zu feilen. Irgendwann ist bei dem Dämmerlicht auch mal gut, der Weg zum Ausgang wird entspannt in Angriff genommen. Schallt einem in diesem Moment die Musik von Suuns aus einer entfernten Ecke entgegen, dann wird aus dem lässigen Laufen sicher ganz schnell ein panisches Rennen. Denn die Songs, die Suuns auf ihrem Album „Images du Futur“ versammelt haben, könnten auch wunderbar als Soundtrack für einen langsamen, schmerzvollen Horrorfilm funktionieren.

Die Kanadier knüpfen mit ihrer zweiten Veröffentlichung an die beklommene Ästhetik ihres Debüts „Zeroes QC“ an. Dies wurde bereits ersichtlich, als vorab der Song „Edie’s Dream“ erschien. Hier treffen unheilvolle Synthesizer-Bleeps auf pluckernde Gitarrensaiten und die beschwörende Stimme Ben Shemies, der von den Visionen singt, die ihn heimsuchen. Das dazugehörige Video besticht durch körnige Unterwassersequenzen und ein selbst ausgehobenes Grab. Schaurig.

Diese Stimmung bestimmt „Images Du Futur“ auf ganzer Länge. Der Opener „Powers Of Ten“ wartet mit gepresstem, schrägem Gesang und lautem, vielschichtigem Geschrammel auf. Zitternde Bleeps und eine zwischen Moll und Dur taumelnde Melodie bestimmen den Track „Minor Work“. Und auch sonst trifft man vielerorts auf allerhand Unruhiges und Dystopisches. Momente der Erholung gibt es nur wenige. Einzig die Rhythmussektion scheint da nicht ganz mitspielen zu wollen: Manchmal schneidet die Kuhglocke den Gesang ab oder ein tiefer Bass hämmert über die schreienden Gitarren („2020“).

So haben Suuns eine bemerkenswerte Mischung aus Indie-Rock-, Glitch- und Deep-House-Klängen geschaffen, die einen nicht weghören lässt. Also, 45 Minuten lang bestes Training für die eigene Aufmerksamkeitsspanne. Im Remix ließe sich manches Lied auch gut auf den Tanzflächen dieser Welt vorstellen.

Der Albumtitel „Images Du Futur“ ist übrigens gar nicht anmaßend gemeint. Suuns erinnern damit an die Ausstellungen gleichen Namens, die zwischen 1986 und 1996 in ihrer Heimatstadt Montreal stattfanden. Diese stellten neue technische Entwicklungen unter einem ästhetisch-künstlerischen Blickwinkel vor. Eine Klanginstallation mit Suuns’ Album hätte dort sicher gut hingepasst.

Label: Secretly Canadian | Kaufen

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