„Ich bin kein politischer Sänger, ich bin ein wütender Sänger“ – Billy Bragg (Foto: Kris Krug)
„I was twenty one years when I wrote this song / I’m twenty two now, but I won’t be for long“ – mit diesen Worten beginnt Billy Braggs größter Hit „A New England“ aus dem Jahr 1983. Der wütende Brite ist schon lange keine 22 mehr: Der Sänger, Songwriter, Gitarrist und Aktivist wird am 20. Dezember 60 Jahre alt.
Stephen William Bragg wurde 1957 in der Londoner Vorstadt Barking geboren. Inspiriert vom Folk-Rock von Simon & Garfunkel und Bob Dylan, begann er bereits als Teenager mit seinem Nachbarn Philipp Wigg Musik zu machen. Im Jahr 1977 erlebte Bragg schließlich eine musikalische Epiphanie, die seinen Werdegang auf ewig prägen sollte: The Clash, live auf der White Riot Tour in London. Deren wütende Punk-Energie verheiratet er seit seinem 1983er Debüt „Life‘s A Riot With Spy Vs Spy“ mit dem Folk seiner frühen Helden.
Der Name Billy Bragg ist heutzutage Synonym für aufwühlende Anti-Establishment-Hymnen, dabei versteht sich der Brite weniger als Protestpoet: „Ich bin kein politischer Sänger, ich bin ein wütender Sänger. Ich schreibe über Sachen, die mich ankotzen – egal ob in Beziehungen, Wetter oder Politik.“
Genau diese Pole finden sich auf „Life‘s A Riot With Spy Vs Spy“: Bittersüße Gesellschafts-Abrechnungen wie „To Have And To Have Not“, Seite an Seite mit bittersüßen Liebesliedern wie „The Milkman Of Human Kindness“ und „A New England“. Die sieben kurzen Songs wurden von Bragg in skelettalen Arrangements vorgetragen, ausschließlich mit seiner Stimme und einer einsam schrammelnden E-Gitarre.
Im Verlauf der Jahre haben seine Alben diese skelettale Qualität eingebüßt. Stattdessen bewegte sich seine Musik in Richtung Americana: So vertonte er beispielsweise mit seinen Folk-Rock-Kollegen Wilco unveröffentlichte Songs seines anderen großen Idols Woody Guthrie oder arbeitete für sein Album „Don‘t Try This At Home“ mit Michael Stipe und Peter Buck von R.E.M. zusammen. Doch fernab von diesen Kollaborationen findet Billy Bragg die wahre Essenz seiner Musik nach wie vor alleine auf der Bühne, im gemeinschaftlichen Teilen des Schmerzes mit seinem Publikum: „Ich geh da rauf und singe meine Wahrheiten in die Dunkelheit, und wenn dann alle applaudieren fühle ich mich nur noch halb so schlecht.“
Anlässlich seines Geburtstags ist die Musik von Billy Bragg auch im Programm von ByteFM zu hören: So etwa im ByteFM Magazin am Morgen, am Nachmittag und am Abend. Außerdem widmet sich Andreas van der Wingen dem Schaffen des Künstlers um 14 Uhr in seiner Sendung Erdenrund.