HO99O9 – „United States Of Horror“ (Rezension)

Cover des Albums HO99O9 – „United States Of Horror“ (Caroline)

Veröffentlichung: 05. Mai 2017
Web: www.ho99o9.com
Label: Caroline

7,5

TheOGM und Eaddy sind sauer. So viel lässt sich definitiv sagen. Die Gründer des Hardcore/Punk-HipHop-Duos HO99O9 (sprich: Horror) stammen ursprünglich aus New Jersey, sind aber mittlerweile an die US-amerikanische Westküste, nach Los Angeles, übergesiedelt. Wer die Band jemals live gesehen hat, wird wohl noch lange daran zurückdenken. Ein HO99O9-Konzert ist im Mindesten ein Erlebnis. Die beiden Frontmänner springen, rennen und klettern so schnell auf Bühne, Balustraden und Alles, was der Raum sonst noch so hergibt, dass ZuschauerInnen rasch den Überblick verlieren. Wie die Derwische schreien sie die Wut heraus, die aus ihren mit verzerrten Gitarren gesättigten Instrumentals spricht.

Dergestalt wild und wütend gibt sich dann auch das Debütalbum von HO99O9. Die Band blickt zwar auf zwei EPs und ein Mixtape zurück, dennoch ist „United States Of Horror“ (Caroline/Universal) ihr erster offizieller Langspieler. Klanglich beginnt das Album mit hartem HipHop, der jedoch noch klar als solcher erkennbar ist. Der dritte Song „Knuckle Up“ zeigt dann bereits, in welche Richtungen „United States Of Horror“ noch gehen wird: Mehr Tempo, mehr Gebrüll, viel Distortion. Spätestens mit dem fünften Track wird der Punk- und Hardcore-Einfluss mehr als deutlich. Hinzu kommt eine gehörige Portion Noise, die dafür sorgt, dass FreundInnen von Vergleichen HO99O9 irgendwo zwischen Body Count und Death Grips ansiedeln. Das Album ist sehr abwechslungsreich in seiner Dynamik, bleibt aber immer laut und wütend. Durch die heftige Verzerrung auf Stimmen, Instrumenten und Samples, können sich die Vocals des Öfteren nicht im Mix durchsetzen, was die Texte beizeiten schwer verständlich macht.

Inhaltlich wie auch im Vortrag unterstreichen HO99O9 die Energie ihrer Live-Auftritte. Wut und Frustration sprechen aus jeder Zeile. Und obwohl die beiden Front-Rapper sich nicht als ausdrücklich politische Künstler verstanden wissen wollen, ist „United States Of Horror“ ohne Frage eine überaus politische Platte. Die Beobachtungen und Kommentare von theOGM und Eaddy drehen sich häufig um die leidvollen Erfahrungen afroamerikanischer Menschen in den USA, um Rassismus und Gewalt, spiegeln so den Erlebnishorizont, vor dem etwa die Black-Lives-Matter-Bewegung entstanden ist. HörerInnen von HipHop und R&B ist die starke Politisierung dieser Genres, selbst innerhalb des Mainstreams, nicht entgangen. HO99O9 gehören ohne Zweifel zu den lautesten Vertretern des Protests gegen systemischen Rassismus, nutzen sie doch die Kraft des Punk. Entsprechend ist ihre Message auch offensiver formuliert als bei vielen Kollegen. Alles in Allem ist „United States Of Horror“ ein sehr beeindruckendes Album, nicht nur weil HO99O9 es schaffen, ihre Live-Energie darauf zu bannen.

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